© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/19 / 04. Januar 2019

Frisch gepresst

Spinoza. Die Quintessenz der Philosophie Baruch Spinozas (1632–1677) paßt auf einen Bierdeckel. Der Grundbegriff seines Systems ist die unendliche Substanz, die mit Gott oder der Natur identisch ist. Damit ist alles in Gott, der aber kein persönlicher Gott mehr ist. Aus Sicht der christlichen Dogmatik ist somit der Pantheismus dieses mit einem Bannfluch der Amsterdamer Judengemeinde belegten Begründers der historischen Bibelkritik vom Atheismus nicht zu unterscheiden. Mit dem persönlichen Gott stellt seine Metaphysik auch die zentrale Legitimationsinstanz des monarchischen Staates in Frage. Und im Verlauf des 19. Jahrhunderts ist es dann die Souveränität des Staates selbst, die in der Konsequenz der politischen Theologie Spinozas zur Disposition steht. Schließlich kann ihn, ohne seinen Ideen viel Gewalt antun zu müssen, Carl Schmitt 1938 der „großen jüdischen Zersetzung autoritativer Staatlichkeit“ anklagen. Damit endet Manfred Walthers Darstellung der deutschen Rezeptionsgeschichte Spinozas, die schon bald nach dessen Tod im Krieg der Geister als „Abwehrschlacht“ gegen ihn und seine Anhänger begann. Mit seinen Analysen der wichtigsten Kontroversen dieses 250jährigen Weltanschauungskrieges legt Walther ein wichtiges Werk zur politischen Ideengeschichte vor. (wm)

Manfred Walther: Spinoza in Deutschland. Von G. W. Leibniz bis zu Carl Schmitt. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2018, gebunden, 531 Seiten, 56 Euro





Medjugorje. Seit 1981 in einem kleinen Ort im Südwesten Bosnien-Herzegowinas sechs Kindern und Jugendlichen nach deren Aussagen die Muttergottes erschien, sind die Meinungen der Gläubigen zu diesem Mysterium tief gespalten. Für die einen ist alles „dämonischer Betrug“, zumindest jedoch suspekt, die anderen glauben fest an die Authentizität der übernatürlichen Erscheinungen, die an diesem außergewöhnlichen, spirituellen Ort seit nunmehr 37 Jahren geschehen. Anders als Fatima oder Lourdes erkennt der Vatikan Medjugorje nicht an, während die Ortskirche gespalten ist. Das Interview-Büchlein mit dem Franziskaner-Pater Tomislav Pervan, von 1982 bis 1988 Pfarrer von Medjugorje und auch heute dort wieder als Seelsorger tätig, gibt sachlich und objektiv Auskunft darüber, warum dieser Ort so anziehend ist für viele Pilger, und über die tiefe Volksfrömmigkeit, die dort herrscht. (W.O.)

Tomislav Pervan: Medjugorje. Ein prophetisches Zeichen für die Welt. Verlag Christoph Hurnaus, Linz 2018, broschiert, 87 Seiten, 7 Euro