© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/19 / 04. Januar 2019

Leserbriefe

Zu: „Mein Künstler, dein Spitzel“ von Thorsten Hinz, JF 51/18

Straftat via Deutschlandfunk

Ergänzend zu Ihrem Leitartikel möchte ich darauf hinweisen, daß das ähnlich operierende ominöse Künstlerkollektiv Peng bereits vor Jahren – zu Beginn der heißen Phase der Flüchtlingsbewegung – öffentlich im Deutschlandfunk dazu aufgerufen hat, Deutsche, die als Touristen in Osteuropa mit dem Auto unterwegs sind, sollten doch bitte Flüchtlinge zurück mit nach Deutschland nehmen. Der eigentliche Skandal ist ja nicht nur der Aufruf, sondern daß sich ein Sender des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht entblödet hat, diesen Aufruf deutschlandweit zu senden. Ich habe umgehend auf dem nächsten Polizeirevier Anzeige erstattet, daß der Deutschlandfunk die Bürger dazu aufruft, Straftaten zu begehen. Damals wie heute ist es verboten, sich als Schlepper zu betätigen. 

Ich habe von dem Vorgang nichts mehr gehört, also denke ich, daß meine Anzeige entweder nicht ernst genommen wurde oder im Zuge der Bearbeitung niedergeschlagen wurde. Ganz offensichtlich ist dem Zentrum nicht das Handwerk gelegt worden, da es seine „Kunstaktionen“ ja ungehindert weiter durchziehen kann.

Heidrun Scharbach, Berlin






Zu: „Menetekel von Marrakesch“ von Dieter Stein, JF 51/19

Prophetie Herwig Birgs

Herwig Birg, damals Bevölkerungswissenschaftler an der Universtität Bielefeld und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Demographie, sagte seinerzeit zum Zuwanderungsgesetz in der Welt vom 2. Januar 2002: „Wir denken immer, wenn wir von Integration sprechen, an eine deutsche Mehrheitsgesellschaft, in die eine Minderheit zu integrieren ist. Es kommt aber genau umgekehrt. In den Großstädten kippt bei den unter 40jährigen schon ab 2010 das Mehrheitsverhältnis Deutscher zu Zugewanderten. Integration bedeutet dann: Wie integriere ich mich als Deutscher in eine neue Mehrheitsgesellschaft aus Zugewanderten. Davon steht kein Wort in den Zuwanderungspapieren.“

Heinz Gutwasser, Köln






Zu: „Merkels Mädchen“ von Birgit Kelle, JF 51/18

Reflexion am Bodensee

Bei einem Spaziergang um den Bodensee (273 Kilometer in 13 Tagen) stieß ich auf der schweizerischen Seeseite auf ein Fischerhaus mit folgendem Spruch auf der Fassade: „Krähen die Hennen, / schweigt der Hahn, / ist das Volk / ganz arm dran.“ – Beschwerden gegen diesen frauenfeindlichen Spruch sind nicht an mich zu richten, sondern an das Schweizerische Konsulat!

Werner B. Wegmann, Ludwigshafen




CDU mit neuem AKW

Die seit langem „rot-grün versiffte“ (eingefärbte) CDU hat ein neues AKW (Annegret Kramp Weiterso). Das ist eine zielfördernde Steilvorlage für die AfD.

Wolfgang Jäger, Dortmund






Zu: „Verräter oder Retter?“ von Hinrich Rohbohm, JF 51/18

Nieten im Volkshandbuch

Das Beispiel von Paul Ziemiak hat mich dazu veranlaßt, einmal anhand von Kürschners Volkshandbuch die Berufs- beziehungsweise Studienabschlüsse der Bundestagsabgeordneten der 19. Wahlperiode zu überprüfen. Ich war überrascht, wie viele Nieten – pardon Eliten – ohne einen entsprechenden Abschluß dort über das Volkswohl in Deutschland entscheiden. 

Hans Steding, Bröckel






Zu: „Wie in feudalistischen Zeiten“ von Jörg Kürschner, JF 51/18

Prägend: 4. November 1989

1989 erlebte ich die großen Demonstrationen in der DDR und war Teilnehmer der Großkundgebung Berlin Alexanderplatz am 4. November. Die Aufbruchstimmung war eines meiner schönsten Erlebnisse. Es war nicht nur der Wunsch nach Reisefreiheit und Konsumgütern, die damals Standard in der Bundesrepublik Deutschland und in anderen Ländern waren. Es dominierte der Wunsch nach direkter Demokratie, freien und geheimen Wahlen ebenso wie Gewaltenteilung statt Zentralismus. Anspruch und Wirklichkeit haben DDR-Bürger immer hinterfragt. Ihre eigenen Erfahrungen und Erlebnisse aus 40 Jahren DDR brachten diese Bürger in das vereinigte Deutschland am 3. Oktober 1990 ein. Zu dieser Erfahrung gehört es, auf der Straße eine Regierung zu stürzen. 

Erste Zweifel kamen, als ich sah, daß der Parteivorsitz in der Regel vom Kanzler wahrgenommen wurde. Das kannte ich schon aus der DDR. Daß der Bundesjustizminister den Generalbundesanwalt anweisen kann, ist für mich keine Werbung für die Unabhängigkeit der Justiz. Zumal es in anderen westlichen Demokratien andere Erfahrungen gibt. Ich entdeckte die Bücher von Hans Herbert von Arnim, und wie viele andere teile ich seine Kritik an der Art und Weise, wie Macht in der Bundesrepublik praktiziert wird. Ämterpatronage ist gang und gäbe. Und immerhin ist es wohl bei dem Anspruch einer unabhängigen Justiz nicht zuviel verlangt, wenn der Richter für das Verfassungsgericht parteilos ist. Aber wenn es um die Macht geht, dann schert man sich nicht um Neutralität. 

Immer sind Veränderungen anstrengend und ein „Weiter so“ die beste Lösung für Apparatschiks und Hofschranzen. Wie viele andere habe ich gehofft, daß in Anbetracht der aktuellen Weltlage ein Richtungswechsel der CDU erfolgt. Scherben und Fehlentscheidungen hat es – vorbei an der Realität – unter Frau Merkel genug gegeben. Das Erbe der früheren Parteivorsitzenden wiegt deshalb schwer. Wie das die neue Vorsitzende bewältigen soll, ist mir ein Rätsel. Wie heißt es so schön: Das Schiff sinkt, aber die Kapelle spielt weiter! 

Daß die frühere Parteivorsitzende die Bewerbung von drei Kandidaten als „pure Demokratie“ feiert, ist für mich Zynismus. Das hätte sie doch schon in ihrer Regentschaft haben können.

Günther Tschernko, Dresden






Zu: „Abschied in Etappen“ von Georg Ginster, JF 51/18

Weniger wäre mehr gewesen

Ihr Bericht über Heino erscheint mir etwas oberflächlich. Obwohl er vielen Menschen mit seinen frischen „Nazi“- Liedern wohl Freude bereitet hat, hätte eine erheblich kürzere Würdigung gereicht – jedenfalls in Ihrer Zeitung!

Knut Frenzel, Kiel






Zu: „Der Staat ist kein Weihnachtsmann“ von Jürgen Liminski, JF 50/18

Ungerechte Rentenkonzepte

Die AfD möchte die Rente finanzieren, indem sie kinderlosen Paaren in die Tasche greift. Dies wird nicht funktionieren. Die kinderlosen Paare haben auch kein Geld mehr, um für ihre Altersversicherung vorzusorgen. Außerdem sind Kinder ein Geschenk. Man kann sie weder erzwingen noch herbeiprügeln. Wieviel Geld wird für die künstliche Befruchtung ausgegeben? Die meisten Ehepaare würden alles für ein Kind tun und sind nicht absichtslos kinderlos. Viele Frauen leiden unter ihrer Kinderlosigkeit. Diese Menschen so unsensibel zum Sündenbock zu stempeln, halte ich für wenig durchdacht. Wenn das Problem der geringen Geburtenzahl angegangen werden soll, dann wäre nach den wirklichen Ursachen zu forschen. Bei Menschen ist das nicht anders als bei Tierpopulationen. Wenn die Bedingungen günstig sind, vermehren sie sich. Sind sie ungünstig, vermehren sie sich nicht. Sind viele Frauen ganztags berufstätig, gibt es wenige Kinder. Um in dieser Frage glaubwürdig zu sein, sollten die Politiker den Frauen bessere Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit garantieren, die eine günstigere Abstimmung mit der Familienarbeit ermöglichen.

Gisela Bühner, Ense






Zu: „Warum Skeptizismus Pflicht ist“ von Mathias Pellack, JF 49/18

Doch kein Temperaturabfall

Beim Blättern alter Zeitungen aus meiner damaligen Studentenzeit fielen mir Artikelausschnitte in die Hände – ich traute meinen Augen nicht! Vor circa 50 Jahren sagten uns prominente naturwissenschaftliche Professoren wie Hoimar von Ditfurth eine sichere Eiszeit voraus. Die Temperatur sollte, unter anderem durch die Luftverschmutzung, ab 1971 in einem Jahrhundert um 3 bis 3,5 Grad Celsius abfallen. Stattdessen ist sie gestiegen.

RA Volkmar Werkmeister, Lindau






Zu: „Illusion deutscher Islam“ von Beatrix von Storch, JF 48/18

68.000 Stimmen im Abendland

Wir Münchner Bürger haben 68.000 Unterschriften gegen das geplante „Zentrum für Islam in Europa“ gesammelt, das alle einschlägigen Parteien in der Landeshauptstadt mitgetragen haben. In dem Zusammenhang hatten wir uns über den Islam kundig gemacht und zahllose Briefe an alle politischen Ebenen (Stadt, Land, Bund, EU) geschrieben. Die Quintessenz unserer privaten Recherchen war, daß der Islam eine totalitäre Ideologie ist, vergleichbar dem Nationalsozialismus und dem Kommunismus, so wie es auch der Wissenschaftler Bassam Tibi ausgedrückt hat. Ein Staatssystem also, eine Theokratie, die sich seit 1990 auf die sogenannte Kairoer Menschenrechtserklärung beruft und damit die Menschenrechtserklärung der UN ablehnt. Doch die linken Kreise unserer Gesellschaft glauben noch immer, es handele sich um eine „friedliche Religion“.

Margit Hirmer-Schreier, München






Zu: „Sozialismus ist unmöglich“ von Thorsten Polleit, JF 48/18

1933 kollektiv verhungert

Dieses Fazit beschäftigte auch uns im Sowjetsozialismus vor fünfzig Jahren. Wenn ich mich auf Dienstreisen (ich war Leiter in einem Projektierungsinstitut) mit anderen Kollegen unterhielt, stellten wir uns oft die Frage: Wohin geht die Reise? Richtig klar wurde es mir, als mein älterer Freund sich an seine Familiengeschichte erinnerte: Das erste Jahr nach der Kollektivierung hatte es im Dorf eine gute Ernte und im Herbst ein allgemeines Erntedankfest gegeben. Alle saßen gemeinsam hinter langen Tischen und wunderten sich, wie gut es doch allen ging, da sie sich nicht mehr um Saatgut, Absatz und tausend andere Dinge kümmern mußten. Doch bald offenbarte sich die sozialistische Mißwirtschaft, da es kein Eigentum war. Der Altruismus funktionierte nicht. Hinzu traten Mißernte und eine Hungersnot, so daß 1933 innerhalb einer Woche zwei jüngere Geschwister meines Freundes verhungerten. 

Heute wundert mich nur eines: In den vierzig Jahren, die ich in der Bundesrepublik lebe, hat mich absolut noch keiner gefragt, warum der Sowjetsozialismus gescheitert ist. Um so erfreulicher, daß die JF sich dem Thema zuwendet!

Franz Harder, Leopoldshöhe






Zu: „Gedenken in der Anstalt“ von Fritz Zwicknagl, JF 47/18

Kein Platz für soldatische Opfer

Wie Sie richtig feststellen, findet sich heute bei uns kein Platz mehr für das Gedenken an unsere soldatischen Opfer. Warum? Waren das alles Verbrecher, die freiwillig schlimme Untaten begingen? Weiß Gott nicht! 

Es waren Menschen, die im Glauben an ihr deutsches Vaterland für ihre Heimat kämpften – kämpfen mußten; denn die meisten zogen nicht freiwillig in den Krieg, sondern wurden vom Staat gezwungen. Und durch die staatlich gesteuerten Informationen wurden sie davon überzeugt, das Richtige zu tun. Sie setzten ihr Leben ein für Deutschland, nahmen gewaltige Entbehrungen fern der Familie auf sich im Interesse der Zukunft ihrer Heimat. Wer nicht mitmachte, wurde vom Staat schwer bestraft, eingekerkert oder erschossen. Widerstand war zwecklos. 

Auf der Gegenseite, beim „Feind“, war es nicht anders. Doch hier wird der Gefallenen stets würdevoll gedacht. Wir waren gerade im Ort der grausamsten Schlacht des Zweiten Weltkriegs, in Stalingrad (heute Wolgograd), wo über eine Million russische und deutsche Soldaten den Tod fanden. Dort erinnern zahlreiche Denkmäler an die schlimmen Monate von 1942/43 – aber alle würdevoll, human und keineswegs Kriegshelden verherrlichend. Ähnliches haben wir in vielen anderen russischen Städten, die wir besuchten, erlebt. Zu uns als Deutschen war man übrigens stets freundlich und hilfsbereit. Beeindruckend war zu erleben, wie junge Menschen (15 bis 18 Jahre) stolz waren, an den Ehrenwachen für ihre Gefallenen teilnehmen zu dürfen und ihnen dadurch bewußt wurde, wofür jene Soldaten ihr Leben eingesetzt hatten. In Frankreich ist es ähnlich, da werden gemeinsam mit Deutschland deutsche Kriegsgräber betreut und jetzt auch das große deutsche Kriegerdenkmal in Sedan großzügig renoviert. 

Warum wollen wir in unserem Land nicht unserer Gefallen würdig gedenken? Ein Staat, der die soldatischen Leistungen von früher geringschätzt, wird auch heutige Opfer verraten, wie Sie sehr richtig schreiben. Wir sollten die Erinnerung wachhalten an die, die im Glauben, das Beste für unser Land zu tun beziehungsweise tun zu müssen, ihr Leben lassen mußten.

Waltraud Schunck & Martin Hilgendfeld, Bruchköbel






Zur Meldung: „Mehr Psychotherapie für Asylbewerber?“, JF 47/18

Ungeeignete Methode

Das Ergebnis der Befragung der Asylbewerber nach den hier zitierten Befindlichkeiten ist offensichtlich ungeeignet, die daraus abgeleitete Feststellung, drei Viertel der seit 2015 nach Deutschland gekommenen Asylbewerber seien traumatisiert, zu verifizieren. Die Befragung unterstellt einfach die Wahrheit der Antworten, obwohl es naheliegt, daß viele vorteilserwartend abgegeben worden sind. Wäre die praktizierte Untersuchungsmethode geeignet, die in Rede stehende Fragestellung zu beantworten, könnte die Zahl der ergangenen strafrechtlichen Fehlurteile leicht dadurch beantwortet werden, indem die Strafgefangengen befragt werden, ob sie zu Recht oder Unrecht verurteilt worden sind.

Dr. Theodor Seidel, Berlin