© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/19 / 04. Januar 2019

Knapp daneben
Bildung zahlt sich nicht immer aus
Karl Heinzen

Viele Menschen sind mit einem guten Vorsatz ins neue Jahr gegangen. Nicht wenige wollen wieder einmal aufhören zu rauchen. Manchen schwebt vor, einen Lebenstraum zu verwirklichen, bevor es zu spät ist. Andere haben feierlich gelobt, nun aber wirklich nie wieder CDU zu wählen. 

All dies ist legitim und vielleicht sogar erfüllbar. Es gibt aber ein Ziel, das sollte man sich nicht setzen, so vernünftig es Unbedarften auch erscheinen mag: Wer dem Palaver vom lebenslangen Lernen auf den Leim geht und kostbare Zeit in berufliche Weiterbildung investiert, erweist seiner Karriere einen Bärendienst. Ungezählte Arbeitnehmer haben diese Erfahrung bereits gemacht und geglaubt, es läge an ihrer Blödheit, daß der Erfolg sich nicht einstellen wollte. Eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin und des Karlsruher Instituts für Technologie führt nun jedoch den Nachweis, daß der Fehler, wie sollte es auch anders ein, im System liegt. 

Will man im Beruf vorankommen, sollte man bindenden Fortbildungen aus dem Weg gehen.

In der Regel dient eine betriebliche Fortbildung dem Zweck, einen Beschäftigten für eine ganz bestimmte Aufgabe zu trainieren, und mit ihr wird er nach erfolgreichem Abschluß dann auch dauerhaft betraut. Hat jemand vor, im Beruf voranzukommen, sollte er eine derartige Weiterbildung also vermeiden oder aber, wenn er sich ihr schon nicht entziehen konnte, möglichst rasch einen neuen Job suchen, bevor das wohlige Gefühl, einen sicheren Arbeitsplatz zu besitzen, jeglichen Ehrgeiz erstickt.

Wer sich bildet, kommt nicht weiter. Dieses ernüchternde Fazit wollen die Wissenschaftler aber bloß aus betrieblichen Schulungen gezogen wissen. Das Vertrauen in sogenannte formale Bildungswege wie Studium oder Meisterkurs wollen sie nicht erschüttern. Dies ist eine unverantwortliche Irreführung junger Menschen, die im Glauben an ihre Aufstiegschancen große Mühen auf sich nehmen. Ein Studium ist nicht schädlich. Es ist für den Lebenserfolg aber nicht maßgeblich. Manchen wird dies schon an der Hochschule, manchen erst beim Betteln um einen Karriereeinstieg bewußt. Hätte ich doch reiche Eltern, sagen sie sich dann. Dann würde sich meine Leistung auch lohnen.