© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/19 / 11. Januar 2019

Donald Trump als Hoffnungsschimmer für das Börsenjahr 2019?
Gefahren für Deutschland
Thomas Kirchner

Seit dem Rekordhoch am 23. Januar 2018 geht es im deutschen Aktienindex Dax nur noch bergab. Sogar die italienische Börse lief im vorigen Jahr um vier Prozentpunkte besser. Wer dies auf 2019 extrapoliert, könnte damit sogar richtigliegen. Denn die Aussichten für europäische Aktien stehen schlecht: die EZB wird mit Zinserhöhungen beginnen. Ob die italienische Steuerreform ausreicht, die dortige Stagnation zu beenden, steht in den Sternen. Von Frankreich sind keine Wachstumsimpulse zu erwarten. Großbritannien muß zunächt den Brexit verdauen. Auf Deutschland wirft die Deutsche Bank Schatten, deren Lage Tag für Tag prekärer zu werden scheint. Dazu kommt die unsichere politische Lage mit einer Kanzlerin auf Abruf, verbunden mit wirtschaftlichem Harakiri wie Fahrverboten. Deutschland steht dann kurz davor, erneut wie Anfang der 2000er Jahre zum kranken Mann Europas zu werden. Hoffnungsschimmer für Europas Börsen ist Donald Trump: Wenn sich EU und USA auf die Abschaffung aller Hemmnisse im Transatlantikhandel einigen, wird das einen Börsenboom auslösen.

Für die weltweit tonangebenden US-Börsen hingegen ist der Ausblick für 2019 positiv: Deregulierung und Auswirkungen der Steuerreform bilden weiterhin eine solide Grundlage für Investitionen. Die amerikanische Zentralbank Fed wird bei einer eventuellen Konjunkturabschwächung anstatt der geplanten drei Zinserhöhungen es bei nur einer belassen – Zentralbankgouverneur John Williams signalisierte kurz vor Weihnachten, daß Zinserhöhungen „kein Versprechen“ seien und daß die Fed sich gegebenenfalls „anpassen“ wird. Angesichts der schlechten Umfragen zum Geschäftsklima ist dies also wahrscheinlich. US-Aktien haben mit der Korrektur von 14,6 Prozent des S&P 500 im vierten Quartal einen Abschwung bereits vorweggenommen. Jegliche Verbesserung gegenüber den Erwartungen wird sich also positiv auswirken. Seit 1970 hat der Index in 16 Quartalen mehr als zehn Prozent verloren; vier Quartale später stand er im Schnitt 16,1 Prozent höher, nur in einem Viertel der Fälle niedriger. Realistischere Bewertungen bei Technologiewerten wie Facebook & Co. werden die Hauptursache für ein wildes Auf und Ab sein. Der Börsenliebling des letzten Jahrzehnts, Apple, stößt an seine Wachstumsgrenzen: 40 Prozent Kursverlust seit dem Höchststand im Oktober. Auch andere IT-Werte sind unter Druck. Die Korrektur dieses Sektors dürfte anhalten und im Laufe des Jahres auch andere Luftschlösser wie Tesla erfassen.

Wie immer ist die Politik das größte Risiko: sollten sich die Dogmatiker in der neuen Demokraten-Mehrheit im Repräsentantenhaus durchsetzen und ein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Trump einleiten dürfte der US-Markt wie beim erfolglosen Verfahren gegen Bill Clinton 1998 um 15 Prozent einbrechen.