© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/19 / 11. Januar 2019

Wachsende Kritik an deutschen Behörden
Kriegsreporter Billy Six in Haft: Wenig Regung in Berlin und Caracas
Martina Meckelein

Es ist vermutlich eine vertrackte Situation, augenblicklich deutscher Botschafter in Venezuela zu sein. Das Land leidet an einer Hyperinflation. Die Bevölkerung ist bitterarm. Dabei könnte sie so reich sein, immerhin schlummern die größten Ölreserven der Welt unter ihren nackten Füßen. Ein Spielball vielfältiger Interessen. Da erinnert Botschafter Daniel Kriener, wie es scheint doch etwas bemüht, auf der Internetseite seines Amtes in Caracas an Deutschlands und Venezuelas lange Geschichte guter Beziehungen, „die vor über 200 Jahren von Alexander von Humboldt und Simon Bolívar begründet wurde.“ Der arme Humboldt kann sich weder gegen die Vereinnahmung durch die kreolische Oberschicht damals noch durch die diplomatische Elite heute wehren. Wie stark diese angeblich guten Beziehungen sind, könnte Kriener jedoch aktuell im Fall Billy Six beweisen. Aber wie oben schon erwähnt, es scheint vertrackt.

Immerhin sitzt der deutsche Journalist schon 53 Tage im Gefängnis – und noch immer keine Anklage. Das war der Stand in der Causa Billy Six am 2. Januar 2019. Dem Kriegsreporter, der seit dem 17. November 2018 in Caracas, der Hauptstadt Venezuelas, vom Geheimdienst inhaftiert worden ist, wurde bisher weder eine ofizielle Anklage übergeben, noch ein Anwalt seiner Wahl zur Seite gestellt. Deutsche und internationale Presse berichten über den Fall, Nichtregierungsorganisationen wie „Reporter ohne Grenzen“ und auch deutsche Bundespolitiker wie Hans-Jürgen Irmer (CDU) setzen sich für die Freilassung des Journalisten ein. Das Auswärtige Amt sowie die Deutsche Botschaft und auch die Bundesregierung bemühen sich um die Freilassung des Journalisten, behaupten sie. Ein Telefonat und ein in Aussicht gestelltes persönliches Gespräch mit dem Gefangenen – das sind die bisherigen Ergebnisse der diplomatischen Arbeit der Deutschen Botschaft.

Am 27. Dezember antwortete das Auswärtige Amt auf Irmers Bitte, Billy Six zu helfen, und schrieb: man habe dem venezolanischen Vize-Außenminister eine Protestnote übergeben. Die Kritik an deren Arbeit wächst. Um die Situation, in der Billx Six lebt, zu verstehen, erzählt uns eine Frau, die zwei Jahre in diesem Gefängnis eingesperrt war, wie es ist, dort im „El Helicoide“ zu überleben. Danke, Thamy Holt. Wie steht es um Venezuela? Eine Spurensuche.