© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/19 / 11. Januar 2019

Petri Heil!
An die Angelruten, fertig, los: Immer mehr Deutsche machen einen Fischereischein
Karl-Heinz Schuck

Fischerei gehört, neben Jagen und Landwirtschaft, zu den ältesten Berufszweigen der Menschheit. Welche Bedeutung sie grundsätzlich von alters her hat, zeigt sich beispielsweise auch daran, daß sie häufig in der Bibel direkt oder indirekt erwähnt wird.

Das Fangen von Fischen wird aber nicht mehr nur gewerblich zum Lebensunterhalt betrieben, sondern auch als Hobby unter dem Begriff Angeln. Während man in den meisten Ländern Europas ganz einfach loslegen kann, ist es in Deutschland wie zu erwarten: Es gibt ein Fischereirecht auf Bundesebene und im besten föderalistischen Sinn natürlich auch Gesetze und Verordnungen der einzelnen Bundesländer. Wer nun legal angeln will, muß einen Lehrgang zum Erwerb eines Fischereischeins besuchen. Besitzt man diesen nicht und angelt trotzdem, kann es sich – je nach begangenem Vergehen – schlimmstenfalls sogar um eine Straftat handeln.

Ein solcher Lehrgang umfaßt zumeist 30 bis 50 Stunden Unterricht in Theorie und Praxis, wobei die Theorie überwiegt. Die Gesamtkosten hierfür bewegen sich bei etwa 200 Euro. Neben trockener Gesetzeskunde darf der Teilnehmer aber auch viel Wissenswertes über Süßwasser- und Meeresfische und den Lebensraum der Wasserbewohner erfahren, so daß er manchen See oder Bachlauf danach mit einem anderen Blick wahrnimmt. Ist der Ankreuztest, und in manchen Bundesländern noch eine praktische Prüfung, dann erfolgreich absolviert, so erhält man seinen Fischereischein. Dieser berechtigt dazu, eine Erlaubnis zu erhalten, mit der Angeln an gewissen Gewässern gestattet wird. Diese ist der bekannte Angelschein.

Um tätig werden zu können, ist nun nur noch die richtige Ausrüstung nötig. Wie so oft hängen die Kosten von den persönlichen Vorlieben ab: welche Fische will man wo fangen und welche Qualität soll gegeben sein? Preiswerte und einfache Sachen gibt es zwar gelegentlich beim Discounter des Vertrauens bereits für 100 Euro, jedoch kostet eine qualitativ sinnvolle Grundausstattung meist zumindest 200 Euro im Fachgeschäft. Nach oben sind natürlich wie immer keine Grenzen gesetzt, denn es gibt auch einzelne Angelruten, die mehrere tausend Euro kosten.

Ganz genaue Zahlen liegen leider nicht vor, aber in Deutschland gibt es nach Schätzungen derzeit fünf bis sechs Millionen Angler, von denen etwa eine Million in Vereinen organsiert sind. Interessant ist, daß die Gesamtzahl zwischen 2013 und 2017 um rund eine halbe Million angewachsen ist.

Frei lebender Fisch ist gesundes Nahrungsmittel

In den Vereinen ist, neben zukunftsorientierter Jugendarbeit, auch sehr viel anderes ehrenamtliches Engagement zu verzeichnen. Somit erbringen diese wertvolle Beiträge, um ein soziales Miteinander in unserer Gesellschaft zu erhalten. Dabei ist allerdings – die Gleichstellungsbeauftragten sehen zum Glück noch darüber hinweg – die Geschlechterverteilung sehr ungleich: 94 Prozent männlichen Anglern stehen nur sechs Prozent weibliche gegenüber, aber deren Zahl nimmt stetig zu.

Da die sehr naturverbundene Tätigkeit im Freien ausgeübt wird, leisten die Angler mit ihren Vereinen und Verbänden einen wesentlichen Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz. Sie überwachen regelmäßig die Gewässerqualitäten und sorgen für den Erhalt von Fischbeständen. Aber auch als Wirtschaftsfaktor ist die Angelfischerei nicht zu unterschätzen, denn der jährliche Umsatz liegt bei fünf Milliarden Euro und sichert etwa 50.000 Arbeitsplätze.

Selbstverständlich geht es auch um das Essen von Fischen. Fisch ist ja bekanntlich ein gesundes Nahrungsmittel, und was könnte besser für den Verzehr geeignet sein, als ein aus natürlicher Umgebung entnommener Speisefisch? Sicherlich nicht ein industriell zubereitetes, tiefgefrorenes  Exemplar aus dem Supermarkt, das in einer Zuchtanstalt mit Antibiotika gefüttert wurde, die sich dann mit allen Konsequenzen im menschlichen Körper wiederfinden. Ein von einem Angler ins Jenseits beförderter Fisch hat höchstwahrscheinlich auch weniger zu leiden als einer, der in einer Fischfabrik zusammen mit Tausenden Artgenossen verarbeitet wird und als Fischstäbchen endet.

Was Fischer in der Menschheitsgeschichte bewegen können, zeigte sich schon am See Genezareth. Die ersten Jünger Jesu waren von Beruf Fischer und veränderten den Lauf der Dinge bekanntlich entscheidend.