© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/19 / 18. Januar 2019

Grüße aus Bozen
Kindgerechte Kirchen
Martin Feichter

Während es entlang des Alpenhauptkamms meterhoch schneit, ist es im rund 70 Kilometer entfernen Bozen ungewöhnlich warm. Mehr als 14 Grad zeigt das Thermometer am frühen Nachmittag an. Die atypischen Temperaturen bieten dem Beobachter ein surreales Bild: Einheimische spazieren mit unter dem Arm geklemmtem Janker umher, während Touristen in dicken Jacken und pelzigen Moonboots umherschlendern. 

Nur einen Steinwurf vom Waltherplatz und dem Weihnachtsmarkt entfernt steht der Bozner Dom. Eine große Kirche im spätgotischen Stil, mit hohen Kreuzrippengewölben und für die Zeit typischen Spitzbögenfenstern. Auf den ersten Blick kein Tummelplatz für Kinder. Das soll sich aber bald ändern, wenn es nach der katholischen Jungschar Südtirols geht. 

„Es geht uns darum, daß in Kirchen ein Platz gefunden wird, der so gestaltet werden kann, daß Kinder in der Kirche Zeit verbringen können und dadurch Kirche als einen selbstverständlichen und natürlichen Raum erleben können“, fordert die Jungschar, ihres Zeichens größte Kinderorganisation Südtirols . 

Den Jüngsten soll von Beginn an Platz im Gotteshaus eingeräumt werden.

Mit Angeboten zum Basteln, Schreiben und Lesen sollen Kinder dazu ermutigt werden, sich mit dem Glauben auseinanderzusetzen. „Wenn es eine Spielecke in der Kirche gibt, dann spielen Kinder auch. Und wo Kinder spielen, wird es laut“, fürchten die einen. „Kinder sollen einfach Kind sein können“, argumentieren die anderen. Den Jüngsten soll von Beginn an Platz im Gotteshaus eingeräumt werden, so die Jungschar, später sei der Zug oft schon abgefahren. Während es in den liturgischen Feiern bereits eine kindgerechte Grundhaltung gibt, könne räumlich noch viel verändert werden.

Mit einer Plakataktion will die Jungschar nun das Thema den Pfarreien näherbringen und sie unterstützen. „Wir rufen alle Pfarrgemeinden auf, sich über ihre Kirchengebäude Gedanken zu machen. Gerade diese Räume sollen kindgerecht gestaltet sein, damit Kinder sich wohl fühlen und dort ihren Glauben erfahren und erleben können“, sagt Julian Stuefer, zweiter Vorsitzender der Jungschar.

Die Katholische Jungschar Südtirols ist mit knapp 300 Jungschar- und Ministrantengruppen eine der größten Kinderorganisationen Südtirols. Die 11.500 Kinder treffen sich in regelmäßigen Gruppenstunden und werden von rund 1.800  Gruppenleitern ehrenamtlich betreut.