© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/19 / 18. Januar 2019

„Wir haben uns das nicht ausmalen können“
AfD-Politiker im Fadenkreuz linker Hetze: Eine Welle von Haß und Gewalt durchzieht das Land
Martina Meckelein

Die Kopfhaut klafft auseinander. Überall Blut und Sekret. Frank Magnitz, AfD-Fraktionschef in der Hansestadt Bremen, liegt mit geschlossenen Augen auf dem Krankenbett, Elektroden sind auf seiner Brust angebracht. Das Foto ist ein stummes Zeitdokument des Hasses und der Gewalt in diesem Land. Die Polizei in Bremen hat nach dem Verbrechen die Sonderkommission „Goetheplatz“, genannt nach dem Tatort, eingerichtet.

 Der Fall Magnitz sei das Ergebnis der Hetze von Politikern und Medien, kommentierten die  AfD-Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel und Alexander Gauland die Attacke. Finanzminister Olaf Scholz hingegen wollte diese Analyse so nicht stehenlassen: „Im übrigen bin ich fest davon überzeugt, daß es eine gute Sache ist, daß es aus allen demokratischen Parteien entsprechend sich alle geäußert haben und es ist eigentlich mehr eine miese Nummer, wenn nun die AfD das auf ein politisches Klima zurückführt, das es in Deutschland eben nicht gibt.“

Die AfD in Sachsen zählt im Freistaat die Anschläge. „Seit 2014 wurden AfD-Büros 143mal attackiert“, sagt Andreas Fuchs, Pressereferent der AfD-Fraktion im Sächsischen Landtag der JUNGEN FREIHEIT. „Dazu kommen noch drei Anschläge auf Privathäuser und -autos von Abgeordneten.“

Auf der Seite https://loslegen.blackblogs.org/ feiern sich Linksextreme und brüsten sich mit Text und Fotos mi ihren Anschlägen in Sachsen. Ihre Motivation erklären sie in einem Artikel zu einem Angriff auf einen Reisebus mit AfD-Mitgliedern in Leipzig am 27. Mai 2018 so: „Wir wollten zeigen, daß es möglich ist, reaktionäre Kräfte konkret zu attackieren und in ihrem Tun einzuschränken.“ Linksterroristen bezeichnen also gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr, als „... in ihrem Tun einzuschränken“. Welch Euphemismus.

Bundesweit vereinheitlichte Landespolizeistatistiken, also eine Zählung aller politisch motivierten Straftaten nach Parteien, um so ein aussagekräftiges Lagebild zu erhalten, gibt es nicht.

„Wir haben uns das 2013 nicht ausmalen können, mit welcher Hetze wir konfrontiert werden“, sagt Frank Spickermann, AfD-Mitglied aus Kassel. Waren es erst Sachbeschädigungen, endeten Übergriffe auf AfD-Mitglieder in schweren Körperverletzungen. Spickermann gründete den Verein Alternative Hilfe e.V. im Juli 2016. Er sammelt aus öffentlichen Quellen Übergriffe gegen die AfD. „Bisher sind es rund 1.900 Fälle wie Körperverletzungen, Sachbeschädigungen und Diskriminierungen“, sagt er. Der Verein ruft auch zu Spendenaktionen für die Opfer auf.

Zum Beispiel für einen 24jährigen Studenten. Der wurde am 12. August 2017 am Bochumer Hauptbahnhof Opfer eines hinterhältigen Angriffs von Linksextremisten. Von hinten schlugen die Täter mehrfach auf ihn ein, er erlitt mehrere Schädelbrüche. Der junge Mann muß noch heute um sein Augenlicht fürchten. Die Täter entkamen unerkannt. 

Folgend eine nicht vollständige Chronologie der Anschläge auf Personen und Sachen, die gegen die Partei, ihre Mitglieder und Abgeordneten gerichtet waren und sind.





Ein kleiner Teil der 1.873 Körperverletzungen, Sachbeschädigungen und Diskriminierungen gegen AfD-Politiker

24. August 2013, Bremen

Attacke auf Bernd Lucke. Der damalige AfD-Chef wird von der Bühne gestoßen, die Angreifer versprühen Reizgas. 


20./21. Februar 2015, Kiel

Unbekannte durchschlagen alle fünf Schaufensterscheiben der AfD-Landesgeschäftsstelle, Täter flüchten.


25. Oktober 2015, Berlin

Brandanschlag auf Beatrix von Storchs Auto. 


1. Mai 2016, Stuttgart

Während des Bundesparteitags der AfD werden 2.000 Adressen der Teilnehmer auf der Seite indymedia veröffentlicht.


12./13. Mai 2016, Kiel

Sprengstoffanschlag auf AfD-Büro, niemand verletzt, 1.000 Euro Schaden.


17. Juni 2016, Metten (Bayern)

Farb- und Teeranschlag auf das Wohnhaus der AfD-Politikerin Katrin Ebner-Steiner.


17. Juli 2016, Wackerow (Mecklenburg-Vorpommern) 

Unbekannte werfen Steine durch die Fenster des Hauses von Vize-AfD-Landeschef Matthias Manthei, Landkreis Vorpommern-Greifswald. Zum Anschlag bekennt sich eine Antifaschistische Aktion.


30. August 2016, Mainz

Aus einer Vierergruppe heraus greift ein Mann den AfD-Fraktionschef Uwe Junge in der Fußgängerzone an, Hämatome im Gesicht und am Schienbein, die Täter flüchten.


30. August 2016, Seevetal (Niedersachsen)

Ein Linksextremist (17) bewirft AfD-Bundeschef Jörg Meuthen mit einer Torte. Meuthen wird leicht verletzt. 


17. September 2016, Leipzig

Nachts brennt das Privatfahrzeug von Frauke Petry aus – Totalschaden. Die Täter entkommen unerkannt.


2. März 2017, Mertloch (Rheinland-Pfalz) 

Brandanschlag auf das Fahrzeug der Ehefrau von AfD-Fraktionschef Uwe Junge, Nachbarn alarmieren die Feuerwehr. Die kann ein Überspringen der Flammen auf das Wohnhaus verhindern.


21. April 2017, Essen

Linke sprühen „Fuck AfD“ und „Arbeiterverräter“ an die Hauswand und die Garage des AfD-Politikers Guido Reil. Sie schlagen alle Autoscheiben ein, zerstechen die Reifen.


27. April 2017, Stuttgart

Aus einer 50köpfigen Gruppe heraus schlägt ein Linksextremist (18) auf AfD-Stadtrat Eberhard Brett mit einer Holzlatte ein – Gehirnerschütterung, Bretts Begleiterin wird in den Rücken geschlagen. Täter festgenommen.

5. September 2017, Stuttgart

Linksextremisten greifen AfD-Bundestags-Wahlkampfhelfer abends beim Plakatieren auf dem Erwin-Schoettle-Platz an, beleidigen sie, schlagen einem Plakatierer mit der Faust ins Gesicht, verletzen einen weiteren, Täter festgenommen.


5. Oktober 2017, Berlin

Mutmaßlich Linke werfen in der Nacht mit Farbe gefüllte Flaschen auf das Privathaus des AfD-Fraktionsvorsitzenden Georg Pazderski. An seinem Auto zerstechen sie die Reifen, werfen die Scheiben ein.


2. Dezember 2017, Hannover

Auf dem Weg zum Parteitag wird der AfD-Bundestagsabgeordnete Kay Gottschalk aus Nordrhein-Westfalen von sieben polizeibekannten Linksextremisten aus Hamburg angegriffen und an der Hand verletzt – Klinik. Gegen die 6.500 Demonstranten setzt die Polizei Wasserwerfer ein.


4./5. Dezember 2017, Lüneburg

Farb- und Gülleanschlag auf AfD-Geschäftsstelle Niedersachsen in Lüneburg. Der Staatsschutz ermittelt, Schaden: mehrere 1.000 Euro.


April 2018, Augsburg

Linksextremisten veröffentlichen den Anti-AfD-Krawallführer für den 9. Bundesparteitag in Augsburg mit Anreiserouten, Haltestellen, Hotels, Adressen, um Anschläge vorab zu planen.


8. Juni. 2018, Stuttgart

Im Ortsteil Vaihingen greifen Linksterroristen um 22.10 Uhr einen von der AfD organisierten Reisebus mit neun Teilnehmerinnen des Frauenmarsches in Berlin mit Farbbeuteln, Flaschen und Steinen an. Der Bus wird stark beschädigt, Weiterreise unmöglich, niemand verletzt.


15. Juni 2018, Burg (Sachsen-Anhalt)

Mit Böllern sprengen Unbekannte den Briefkasten des AfD-Wahlkreisbüros in die Luft.


16. Juni 2018, Magdeburg

Schüsse auf die Fenster des AfD-Wahlkreisbüros. Niemand wird verletzt.


2. Juli 2018, Külitz (Niedersachsen) 

Linksextremisten verüben einen Brandanschlag auf den Wagen des AfD-Bundestagsabgeordneten Wilhelm von Gottberg.  Es gibt  ein Bekennerschreiben mit den Worten: „Nazi sein und im Wendland leben – das heißt: lodernde Probleme kriegen“, veröffentlichen sie im Internet. Staatsschutz ermittelt.


22./23. August 2018, Dresden

Farbanschlag auf das Wohnhaus von AfD-Landes- und Fraktionschef Jörg Urban. Linksextremisten besprühen das denkmalgeschützte Haus  mit roter Farbe, schlagen die Frontscheibe des Autos seiner Frau ein.


22/23. August 2018, Freiberg (Sachsen)

Farbanschlag auf das Bürgerbüro des AfD-Landtagsabgeordneten Rolf Weigand.


8. September 2018, Hürth

An einem Parteiinfostand schlagen zwei Linksradikale (beide 41) auf den AfD-MdB Uwe Kamann ein – Brustprellungen, Klinik. Polizei ermittelt.


27. September 2018, Hamburg

Unbekannte werfen mit Farbe gefüllte Christbaumkugeln gegen die Wände des Hauses des AfD-Bundestagsabgeordneten Bernd Baumann in Othmarschen. Täter flüchtig, Staatsschutz ermittelt.


22. Oktober 2018, Hamburg

Um 2.40 Uhr dringen Unbekannte auf das Grundstück der AfD-Politikerin Nicole Jordan in Wilhelmsburg ein. Sie besprühen das Auto einer Bekannten, das auf dem Grundstück abgestellt wurde, mit abwaschbarer Farbe. Täter flüchtig, Polizei ermittelt wegen Hausfriedensbruchs.


8. Dezember 2018, Stuttgart

Nach einer von dem baden-württembergischen AfD-Landtagsabgeordneten Stefan Räpple angemeldeten Demo werfen Linksextremisten eine massive Holzbank auf das Auto, in dem er sitzt. Frontscheibe zerborsten, zwei Täter festgenommen.


3. Januar 2019, Döbeln (Sachsen)

Bombenanschlag auf das AfD-Büro. Drei mutmaßliche Täter werden wieder auf freien Fuß gesetzt, keine Haftgründe. Der Anschlag stellt eine Besonderheit dar, weil er bewußt die Schädigung von Menschenleben in Kauf genommen hätte, so das Landeskriminalamt.


7. Januar 2019, Bremen

Drei Vermummte greifen hinterrücks den AfD-Bundestagsabgeordneten Frank Magnitz an, schwere Kopfverletzungen, Klinik, Täter flüchtig.


8./9. Januar 2019, Greifswald

„Nazischweine“, schmieren Unbekannte auf die Fassade des Hauses von Stefan Reuken, Vize-Vorsitzender der AfD-Landtagsfraktion in Mecklenburg-Vorpommern, und sprengen seinen Briefkasten.