© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/19 / 18. Januar 2019

Umwelt
Das Volk ist, wie es ißt
Volker Kempf

Wenn man dem Umfrageinstitut Forsa glauben darf, ist der Deutschen Leibgericht Braten, Schnitzel und Gulasch, gefolgt von Spaghetti, Lasagne, Spätzle. Danach folgen noch Salate und Gemüsegerichte. Insgesamt zu fettig, klagte Ernährungs- und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner bei der Vorstellung des „Ernährungsreports 2019: Deutschland, wie es ißt“. Zu süß sind Fertigprokte ohnehin. Beides sollte mit der Ernährungsindustrie auf freiwilliger Basis nachjustiert werden. Der Volksgesundheit wegen, um die es der CDU-Politikerin geht, auch wenn sie sie so nicht nennt. Dabei gibt es noch ganz andere bemerkenswerte Zahlen. Mindestens einmal pro Woche nutzen 14 Prozent der Frauen ein Restaurant, aber 24 Prozent der Männer. Vielleicht sollten Männer öfters Frauen zum Essen einladen, um das Verhältnis anzugleichen.

Präsentiert die Ministerin bald einen Grillen-salat und berichtet, wie er geschmeckt hat?

Essen ist auch ein soziales Ereignis und so gesünder. Die Deutschen wollen nicht nur gesund und lecker essen, sondern auch wissen, was auf dem Teller liegt. Aber woher? Die Hauptinformationsquelle sei für 78 Prozent der Befragten das persönliche Gespräch mit Freunden oder innerhalb der Familie. Also mit Freunden einkaufen gehen oder mit der ganzen Familie, um sich zu beratschlagen? 70 Prozent immerhin lesen selber die Angaben der Hersteller, sei es auf den Lebensmittelpackungen oder in der Werbung. Auf jeden Fall machen Informationsmöglichkeiten mündig, gerade beim Essen. Angeblich 22 Prozent der Frauen und 40 Prozent der Männer würden auch aus Insekten hergestellte Lebensmittel essen. Vielleicht präsentiert die Ministerin bald einen Grillensalat und berichtet, wie es geschmeckt hat. Eine Kennzeichnungspflicht „Enthält Insekten“ sollte dann aber nicht fehlen, nicht nur ein Hinweis auf „tierisches Eiweiß“ genügen. Die Zukunft der Ernährung bleibt spannend.