© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/19 / 25. Januar 2019

Meldungen

Fragile Loyalität der sowjetischen Bauern

OSLO. Nach offizieller sowjetischer bzw. russischer Darstellung blieb die Landbevölkerung in den während des Zweiten Weltkriegs von Deutschland besetzten Gebieten mehrheitlich loyal zu Moskau. Das ist aber wohl eine Legende, wie der norwegische Historiker Johannes Due Enstad jetzt mittels zahlreicher zeitgenössischer Dokumente aus Nordwestrußland belegen konnte. Die Bauern dort waren zu neunzig Prozent gegen Stalins Regime eingestellt und begrüßten die deutschen Truppen voller Begeisterung. Sie organisierten sogar ein eigenes „Winterhilfswerk“: Frierende Wehrmachtssoldaten erhielten von ihnen warme Socken, Fellstiefel und Handschuhe (Mitteilung der Universität Oslo, Dezember 2018). Dieses Verhalten resultierte laut Due Enstadt aus der brutalen Durchführung der Kollektivierung und den nachfolgenden Hungersnöten während der Stalin-Ära, welche viele russische Bauern das Leben gekostet hatten. Ebenso zeitigte die Wiedereröffnung der orthodoxen Kirchen unter deutscher Besatzung eine positive Wirkung. (ts)

 www.hf.uio.no





„Kulturanthropologie“ statt „Völkerkunde“

Frankfurt/Main. Das Amtsgericht in Frankfurt am Main hat Mitte Januar die Umbenennung der Deutschen Gesellschaft für Völkerkunde e.V. in Deutsche Gesellschaft für Sozial- und Kulturanthropologie e.V. bestätigt und den neuen Namen ins Vereinsregister eingetragen. Die Namensänderung war von den Mitgliedern der Fachgesellschaft bereits bei ihrer letzten Mitgliederversammlung am 6. Oktober 2017 in Berlin beschlossen worden. Da der Bezug auf das Volk begrifflich die Untersuchung und den Vergleich unterschiedlicher ethnischer Gruppen in den Vordergrund stelle, aber man stattdessen lieber „die Erforschung des Menschen in seinen sozialen und kulturellen Bezügen akzentuieren“ möchte, wurde die Umbenennung beschlossen. Damit ermögliche man „Einblicke in spezifische Lebenswelten in einer zunehmend mobilen und vernetzten Welt“ und könne „Verflechtungen lokaler Ideen und Handlungsweisen mit überregionalen und globalen Prozessen analysieren“, begründet die Gesellschaft ihre Umbenennung. (bä)

 www.dgska.de





Erste Sätze

Meinen Erinnerungen an die Kindheit schicke ich voraus, daß ich im Schulhaus zu Münchenbuchsee bei Bern am 18. Dezember 1879 geboren sein soll.

Paul Klee: Tagebücher 1898–1918, Köln 1957





Historisches Kalenderblatt

27. Januar 1989: Mit den zwei früheren SS-Männern, dem 88jährigen Franz Fischer und dem 80jährigen Ferdinand aus der Fünten, werden in Breda (Niederlande) die letzten nach 1945 verurteilten und noch einsitzenden Kriegsverbrecher freigelassen.