© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/19 / 25. Januar 2019

Knapp daneben
No-Future-Stimmung beim ADAC
Karl Heinzen

ADAC-Präsident August Markl kann nicht zufrieden sein. Seit Jahren bemüht er sich, den 2014 durch manipulierte Preisvergaben für „das beliebteste Fahrzeug Deutschlands“ in seinem Image beschädigten Automobilclub wieder auf Vordermann zu bringen. Unter seiner Ägide gab sich das 1,2 Milliarden Jahresumsatz generierende Konzernimperium eine neue Drei-Säulen-Struktur aus „Verein“, „Aktiengesellschaft“ und „Stiftung“. Transparenz schaffen und Interessenkonflikte vermeiden, lautete die Parole.

Die Bürger schienen diesen Kurs zu honorieren. Statt des befürchteten Exodus von Mitgliedern und Kunden strömten ihm Hunderttausende neue zu. Diejenigen jedoch, die den Betrieb am Laufen halten und daher wissen, wie es eigentlich um ihn steht, die gut 2.400 Mitarbeiter nämlich, sie sehen die Lage anders. Und zwar düster, wie eine von den Betriebsräten beauftragte Umfrage ergab. Noch 2016 hielten 72 Prozent der Beschäftigten den ADAC für so attraktiv, daß sie bereit waren, ihn als Arbeitgeber weiterzuempfehlen. 2018 konnten sich allenfalls 25 Prozent zu dieser Einschätzung durchringen.

Das Problem ist nicht ein abgehobenens Management, sondern die soziale Ächtung der Automobilität.

Zwei Drittel der Befragten bewerteten das Betriebsklima mit den Noten 5 oder 6. „Dies ist nicht mehr mein

ADAC“ und „Jeder versucht nur noch, seinen Arbeitsplatz zu retten“ waren Stimmen, die die Meinungsforscher zu hören bekamen. August Markl muß sich dennoch keine Vorwürfe machen. Seine Reform hat Hand und Fuß. Es ist der ADAC an sich, der keine Zukunft hat, und dies spüren die um ihren Job bangenden Mitarbeiter eher als ein abgehobenes Management, das bei Versagen weich fällt. Seine Existenz ist an die Automobilität gebunden. Diese geht ihrem Ende entgegen. 

Autofahren ist ein Laster, ein Klimafrevel. Wer diese Sucht schönredet und fördert, verdient soziale Ächtung. Man stelle sich vor, ein Trinkerverein würde seinen Mitgliedern ein flächendeckendes Netz von Versorgungstrupps bereitstellen, die Nachschub heranführen. Nichts anderes leistet der ADAC für die Autoabhängigen. Die Gesellschaft wird diesem Treiben nicht mehr tatenlos zusehen.