© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/19 / 08. Februar 2019

Anleitung zum perfekten Mord
Extremismus: Polizei ermittelt wegen Gewaltaufruf
Lukas Steinwandter

Die Attentäter mischen sich unter die Zuschauermenge, warten auf das Ablenkungsmanöver. Dann ziehen sie langsam ihre Pistolen, richten sie auf den Kopf der Zielperson und drücken zweimal ab. Anschließend verdecken sie die Waffen unter ihren Mänteln und schießen aus dieser Position heraus auf ein weiteres Ziel. Was wie das Drehbuch für einen Thriller klingt, kursierte im Internet als Anleitung einer Organisation namens „Antideutsche Antifa Untergrund“ zu Mordanschlägen. Zielpersonen: hochrangige AfD-Politiker.

Innerhalb von drei Wochen hat die mutmaßlich linksextreme Gruppierung mehrfach Aufforderungen und Anleitungen zu Anschlägen auf dem linken Internetportal „Indymedia“ veröffentlicht.Unter der Überschrift „Die AfD und der Wahlkampf!“ findet sich eine detailreiche Beschreibung, wie ein Team mit Handfeuerwaffen vorgehen könnte. Als potentielle Ziele werden die Parteichefs Alexander Gauland und Jörg Meuthen, Fraktionschefin Alice Weidel sowie die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Beatrix von Storch genannt. „Je bekannter die Person, desto höher der Erfolg“, heißt es in dem Schreiben.

Ein Sprecher des Bundeskriminalamtes sagte der JUNGEN FREIHEIT: „Die AfD wird in der linken Szene als politischer Gegner angesehen. In diesem Zusammenhang werden auch regelmäßig Beiträge im Internet, unter anderem auch auf der Plattform ‘de.indymedia.org’, veröffentlicht.“ Zwar würden die Betreiber „nach hier vorliegenden Erkenntnissen“ Beiträge, die zu Gewalt gegen AfD-Politiker aufriefen, regelmäßig löschen. Dennoch beobachte die Behörde das Szeneportal und leite Beiträge von möglicherweise strafrechtlicher Relevanz „zur Prüfung in eigener Zuständigkeit an die jeweils betroffenen Bundesländer“ weiter. Auch dem Bundesverfassungsschutz ist der Text bekannt, wie ein Sprecher der JF erklärte. 

Die „Indymedia“-Betreiber löschten die Beiträge jeweils kurz nach Erscheinen. Da auf dieser Open-Posting-Plattform jeder anonym schreiben kann, ist bislang unklar, ob der Mordaufruf authentisch ist – und ob tatsächlich Linksextremisten die Urheber sind. Der Account „Antideutsche Antifa Untergrund“ hatte vor rund drei Wochen unter dem Titel „Die AfD weiter angreifen“ ein „Sabotage-Handbuch mit der Anleitung zur Kriegsführung“ veröffentlicht. Darin finden sich etwa Anweisungen, wie man besonders effektiv Explosionen in Wohnungen verursacht. Der Parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Fraktion im Bundestag, Jürgen Braun, erstattete daraufhin Anzeige bei der zuständigen Staatsanwaltschaft in Berlin.