© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/19 / 08. Februar 2019

Gegen das Establishment
Präsidentschaftswahl in El Salvador: Senkrechtstarter Nayib Bukele geißelt Diktatoren der Nachbarschaft
Curd-Torsten Weick

Eher entsetzt fragte das angesehene US-Magazin Americas Quarterly: „Wird El Salvadors Nayib Bukele der nächste ‘Social Media’-Präsident sein?“ Ricardo Avelar, politischer Redakteur des El Diario de Hoy, sekundierte. „Er verkauft sich, indem er sich vom politischen Establishment distanziert“, betonte Avelar Wochen vor der Präsidentschaftswahl. Der 37jährige sei vor allem anderen Politikern der Region sehr ähnlich –  dem linkspopulistischen mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador und Jair Bolsonaro in Brasilien. Beide folgten ebenso wie Bukele dem „anti-politischen Trend“ und hätten damit als „Anti-System“-Politiker  Außenseitererfolg.

Und richtig, die Stimmen waren noch nicht ganz ausgezählt, jubelte Bukele seinen zumeist jungen Anhängern auf der Plaza Francisco Morazán in der Altstadt San Salvadors zu: „Wir haben Geschichte geschrieben.“ Mit 53 Prozent wies der Politiker mit palästinensischen Wurzeln Carlos Calleja von der rechtskonservativen Nationalistischen Republikanischen Allianz (Arena) mit 31,8 und den Linkspolitker Hugo Martínez (FMLN), der 14,4 Prozent der Stimmen erreichte, auf die Plätze.

Erst am 2. Oktober hatte Nayib Bukele – natürlich auf Facebook vor seinen 1,5 Millionen Anhängern – offiziell bekanntgegeben, daß er für das Präsidentenamt kandidieren werde. Drei Monate später ist das seit 27 Jahren etablierte Zweiparteiensystem, in dem sich Arena und FMLN im steten Rhythmus ablösten, Geschichte.

   Bukele ist kein Unbekannter. Der ehemalige Bürgermeister von San Salvador verbrachte den größten Teil seiner politischen Karriere bei der linken FMLN.

Am 10. Oktober 2017 wurde Nayib Bukele aus dem FMLN ausgeschlossen; das Ethiktribunal der Partei warf  Bukele „diffamierende Handlungen“ gegen die Partei, „Mißachtung von Frauenrechten und der Prinzipien der Partei“ sowie „disqualifizierende Kommentare“ gegenüber dem Partei- und Regierungschef Salvador Sánchez Cerén vor.

Bukele scheiterte im Anschluß mit der Gründung einer neuen Partei (Neue Ideen; Nuevas Ideas). Danach zeigte ihm  Arena die kalte Schulter. So trat er der rechtskonservativen Gana (Große Allianz für die nationale Einheit) bei und wurde von dieser im letzten Moment als Präsidentschaftskandidat aufgestellt.

In seiner ersten Rede kündigte Bukele an, daß er die diplomatischen Beziehungen zu Venezuela und Nicaragua überdenken werde. „Diktatoren wie Maduro in Venezuela, Ortega in Nicaragua und Juan Orlando Hernández in Honduras“ hätten keinerlei politische Legitimation. Parallel dazu will der Sohn des prominenten Geschäftsmannes Armando Bukele Arbeitsplätze schaffen und die Korruption und Gewalt bekämpfen.