© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/19 / 08. Februar 2019

Beim Sterben ist er der Zweite
Volkskrankheit Krebs: Weniger Todesfälle in den USA und Deutschland
Jörg Schierholz

Die Stiftung Deutsche Krebshilfe hat am 4. Februar unter dem Motto „Ich bin, ich werde“ dazu aufgerufen, sich einer der beiden Haupttodesursachen in Deutschland zu widmen: der Volkskrankheit Krebs. Sie ist für etwa ein Viertel der Todesfälle hierzulande verantwortlich; mehr noch unter Männern als unter Frauen.

Die amerikanische Krebsgesellschaft veröffentlichte kürzlich eine Statistik zum Rückgang der Krebsraten über einen Beobachtungszeitraum von 25 Jahren. Krebs ist auch dort die zweithäufigste Todesursache. Bei 1,7 Millionen Neuerkrankungen pro Jahr erliegen ihr in derselben Zeit durchschnittlich 600.000 Menschen. Mit dem Alter steigt die Erkrankungswahrscheinlichkeit. Über 60 Prozent der Fälle betreffen über 65jährige, so auch in Europa.

Die wichtigsten Gründe für den Rückgang seien der geringere Tabakkonsum, eine frühere und bessere Diagnostik sowie wirksamere Medikamente. Die Vorsorgediagnostik zum Prostata- und Brust-Karzinom sowie die Computertomogrammuntersuchungen bei lungenkrebsgefährdeten Patienten sind aber bislang in ihren Auswirkungen umstritten. Die durch das in den USA epidemische Übergewicht verursachten Pankreas-, Leber- und Gebärmutterkrebsarten sind dort allerdings angestiegen. Ein Sprecher der Krebsgesellschaft spekulierte, daß dies nur die Spitze des Eisbergs sei.

Es besteht allerdings die Hoffnung, daß die in den USA entwickelten Immuntherapien die Behandlung etlicher Krebsarten revolutionieren werden. Allein 2017 wurden 18 neue Krebsmittel von der US-Gesundheitsbehörde FDA zugelassen, was einen Erfolg für die in den angelsächsischen Ländern starke Biotechnologie darstellt.

Dieser hat allerdings seinen Preis. Die neuen gentechnisch veränderten weißen Blutkörperchen zur Bekämpfung von Blutkrebs beispielsweise kosten pro Patient über 300.000 Dolar. Ein Betrag, der es diesen Therapien schwermacht sich im breiten Markt durchzusetzen. Den finanziellen Rahmen der öffentlichen Gesundheitssysteme würde das allemal sprengen.

In Deutschland ist gemäß dem deutschen Krebsregister die Zahl der Neuerkrankungen mit 490.600 und 220.000 Gestorbenen relativ konstant geblieben. Berücksichtigt man die gestiegene Lebenserwartung und die weiter steigende Zahl des Durchschnittsalters, ist die Neuerkrankungsrate bei Männern leicht zurückgegangen. Bei Frauen wird der Anstieg der Lungenkrebszahlen mit dem steigenden Zigarettenkonsum seit den 1980er Jahren in Verbindung gebracht. Nur an Herz-Kreislauf-Erkrankungen versterben hierzulande noch mehr Menschen. Pro Jahr sind das über 300.000 Menschen.

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