© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/19 / 08. Februar 2019

Zeitschriftenkritik: Attersee-Report
Hundert Jahre Republik Österreich
Werner Olles

Den 100. Jahrestag der Republikgründung Österreichs nimmt der vierteljährlich erscheinende Attersee-Report in seiner aktuellen Ausgabe (Nr. 17, Dezember 2018) zum Anlaß, diese Epochenwende näher zu beleuchten. So schreibt Chefredakteur Jörg Mayer in seinem Editorial, daß damals „der Schlußvorhang über dem alten Europa fiel, die letzten großen Dynastien des Kontinents abdankten, das Bürgertum sich wirtschaftlich ruiniert wiederfand, und der Erste Weltkrieg der Menschheit die Möglichkeit eines industriellen Krieges offenbart hatte, indem der einzelne Mensch aller ritterlichen Ehre beraubt, zu einer bloßen Ware der Tötungsmaschinerie, zu Ziel und Futter für Artillerie und Giftgas geworden war“. 

Der Historiker Lothar Höbelt betont in seinem Beitrag „Buridans Österreicher oder: ‘Zwei Eisen im Feuer’“, daß nach 1918 „alles traditionell Österreichische, Habsburgisch-Multinationale plötzlich verpönt war, (und) als Werkzeug welscher Tücke oder slawischer Mehrheiten betrachtet wurde“. Mit der gleichen Einseitigkeit habe man dann nach 1945 „alle großdeutschen Reminiszenzen bekämpft, als hochverräterisch, nazistisch etc. abgestempelt“. Der VdU-Politiker Max Stendebach erregte gar „unziemliches Aufsehen“, als er im Parlament anregte, die Grenze zu Deutschland solle etwas Ähnliches werden wie der 49. Breitengrad in Nordamerika, der über viele tausend Kilometer die USA von Kanada trennt, aber im Alltagsleben als Grenze gar nicht wahrgenommen wird. So verschwand das alte Österreich nach 1945 hinter dem Eisernen Vorhang, der sich erst 1989 wieder öffnete. Seitdem befinde sich Österreich in der glücklichen Lage, in der Mitte Europas zu sein. Wirtschaftlich-kulturell an Deutschland orientiert, sei dennoch kein „politisches Vasallentum“ entstanden, sondern alle politischen Faktoren weisen Österreich heute vielmehr in Richtung Orbán/Salvini.

Der Wiener Architekt Michael Demanega befaßt sich mit der „Repräsentationsarchitektur im alten Wien“. Während man sich im 19. Jahrhundert noch in baukulturelle Zusammenhänge einzugliedern und überzeitlich zu denken vermochte, stehe heutige Architektur in keinem Zusammenhang mehr mit der Umgebung, verliere den Bezug zu den Maßstäben, plane an der menschlichen Natur vorbei und sei höchstens „eine Angelegenheit für 20 bis 30 Jahre, bis das Moderne schließlich alt aussieht und abrißbereit ist“.

Während der FPÖ-Nationalratsabgeordnete Roman Haider „Leitlinien einer patriotischen österreichischen Außenpolitik“ entwirft und für ein „subsidiäres Europa“ plädiert, das sich auf seine Kernbereiche konzentriert, stellt Jörg Mayer die „Grand Old Republicans“ vor und sieht in den USA eine „Republican Restauration“. Weitere Beiträge befassen sich mit dem „Lob der Differenz“ (Gerhard Schlüsselberger), der Frage „Wozu noch Österreich?“ (Siegfried Waschnig) und einem Treffen des Chefredakteurs mit Laila Mirzo, Ex-Muslima, Islamkritikerin und Autorin des Buches „Nur ein schlechter Muslim ist ein guter Muslim“.

Kontakt: Freiheitlicher Arbeitskreis Attersee, Mag. Norbert Nemeth, Blütengasse 21/1, A-4010 Linz/Donau. 

 www.attersee-forum.at