© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/19 / 08. Februar 2019

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Christliche Publizisten haben eine neue Führung

KASSEL. Viele Probleme der Gesellschaft hängen nach Ansicht des ehemaligen Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Werner Münch, damit zusammen, daß die Menschen heute nach totaler Freiheit strebten und Werte auflösten. Sie pflegten einen „Egokult“ und klammerten dabei Gott aus, sagte der frühere CDU-Politiker auf der Bundestagung des „Arbeitskreises Christlicher Publizisten“ (ACP) am 2. Februar in Baunatal bei Kassel. Ein Beleg für diese Entwicklung sei für ihn das Gender-Mainstreaming. Die Anhänger dieser Ideologie strebten, so Münch, nach der Auslöschung der Identität von Mann und Frau: „Es gilt ausschließlich das Lustprinzip.“ Diese Sicht verstoße aber gegen das christliche Menschenbild. Ebenso verhalte es sich bei der „Ehe für alle“. Münch zeigte sich besorgt, daß die Entwicklung noch weiter gehen könnte „in Richtung Mehrfachehen oder Geschwisterehen“. Er kritisierte ferner eine Frühsexualisierung in Kindergärten und Schulen, wo Kinder viel zu früh mit der „sexuellen Vielfalt“ konfrontiert würden. Besorgt zeigte er sich auch im Blick auf die Abtreibungspraxis in Europa, die immer stärker als „Menschenrecht“ propagiert werde. Das führe auch dazu, daß Behinderte keinen Platz in der Gesellschaft mehr hätten. Das zeige sich besonders drastisch beim Bluttest auf das Down-Syndrom. Rund 90 Prozent aller Kinder mit dem Verdacht auf eine Fehlentwicklung würden in Deutschland bereits jetzt abgetrieben. Münch trat 2009 aus der CDU aus. Er begründete seinen Schritt mit der „Profillosigkeit der CDU in der Bundespolitik“. Kritik am deutschen Schulsystem übte Oberstudiendirektor Josef Kraus, der 30 Jahre lang bis 2017 als Präsident den Deutschen Lehrerverband leitete. Das sprachliche Ausdrucksvermögen sei bei vielen Schülern nur noch rudimentär. Die Zahl der Rechtschreibfehler habe sich in den vergangenen drei Jahrzehnten fast verdoppelt. Es mangele an zeitgeschichtlichem Wissen: „Wer nichts weiß, muß alles glauben.“ Das Bildungssystem leide unter den Spätfolgen der „68er-Pädagogik“, der Gleichmacherei und der Vermeidung von Anstrengungen. Damit Deutschland weltweit nicht den Anschluß verliere, sei eine Renaissance des Leistungsprinzips nötig. Dazu gehöre auch eine Elitenbildung sowie eine Erziehungsoffensive der Eltern, so Kraus. Mit der Veranstaltung verabschiedete der Arbeitskreis Christlicher Publizisten seinen Gründer und langjährigen Vorsitzenden, den Journalisten und Lehrer Heinz Matthias. Der 92jährige hatte den Verein 1971 gegründet. Der ACP setzt sich für eine „angemessene Publizierung von biblischen Denk- und Handlungsweisen in den Massenmedien“ ein. Nachfolger von Matthias wurde sein bisheriger Stellvertreter, der 71jährige Elektroingenieur Friedrich Wolf. (JF/idea)