© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/19 / 08. Februar 2019

Frisch gepresst

Weltgesellschaft. Ein stattlicher Sammelband behandelt mit zwei Dutzend Aufsätzen die ganze Bandbreite wissenschaftlicher Herausforderungen, die sich aus der Globalisierung ergeben, dem Prozeß der Vernetzung von Kulturen und Ökonomien zur „Weltgesellschaft“. Daß diese Umwälzungen kein neues Phänomen sind, macht zum Auftakt ein Bukett ideengeschichtlicher Rückblicke deutlich, die sich den modernekritischen Analysen bedeutender Denker wie Nietzsche, Spengler, Max Weber, Carl Schmitt, Heidegger und Adorno widmen. Es folgt nach dem Themenblock „Finanzen, Wirtschaft, Migration“ das weniger einheitliche und bezüglich der Qualität der Aufsätze zudem recht durchwachsene Kapitel zu „Koloniales Erbe, Armut und Reichtum, religiöser Fanatismus, Gender Diversity, Kommunikation, Menschenrechte und Völkerrecht“, dem sich gut fundierte geopolitische Lektionen über die globalen Ordnungsmächte anschließen. Gemeingefährliche Phantasten wie Kardinal Marx oder Bischof Bedford-Strohm, die die Überreste ihrer „Volkskirchen“ auf ein interreligiöses Eiapopeia mit dem Islam einstimmen, sollten zuerst die Fallstudie der Frankfurter Ethnologin Susanne Schröter lesen. Sie belehrt mit einem Pfeilregen von Fakten darüber, mit welcher brutalen Wucht in Südostasien jede religiöse Konkurrenz eliminiert und „die Errichtung einer islamischen Weltgesellschaft als Alternative zum säkularen Projekt der Moderne“ vorangetrieben wird. (wm)

Michael Gehler, Silvio Vietta, Sanne Ziethen (Hrsg.): Dimensionen und Perspektiven einer Weltgesellschaft. Böhlau Verlag, Wien 2018, gebunden, 520 Seiten, 90 Euro





Südseekrieg. Der Historiker Andreas Leipold hat sich 2012 in einer imposanten Dissertation einem Kapitel der Geschichte des Ersten Weltkriegs gewidmet, die gegenüber dem schmutzigen und industrialisierten Grabenkrieg in Europa beinahe die Anmutung von romantischen Heldensagen hat: die deutsche Seekriegsführung im Pazifik und Südatlantik 1914 und 1915. Daß sich dabei das listige Ostasiengeschwader bis zu seinem Ende vor Chile und den Falklandinseln gegen die britisch-japanisch-französische Übermacht nicht allein behaupten mußte, sondern auch Unterstützung von rasch zu „Hilfskreuzern“ umgebauten deutschen Handelsschiffen bekam, reicht Leipold nun in seiner Studie über „des Kaisers Piraten“ nach. (bä)

Andreas Leipold: Des Kaisers Piraten in der Südsee und im Südatlantik. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2018, broschiert, 117 Seiten, 34,80 Euro





Historisches Kalenderblatt

7. Februar 1249: Der unter päpstlicher Vermittlung Jacob von Lüttichs (späterer Papst Urban IV.) in Christburg geschlossene Friedensvertrag zwischen dem Deutschen Orden und den besiegten Prußen garantiert deren Freiheit, wenn sie zum Christentum übertreten.