© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/19 / 15. Februar 2019

FDP-Initiative
Zivilpakt für alle
Boris T. Kaiser

Oscar Wilde wird das Zitat zugeschrieben: „Nachahmung ist die höchste Form der Anerkennung.“ So gesehen können sich die  im Höhenflug befindlichen Grünen durchaus geehrt fühlen, wenn die FDP jetzt ihre nonchalante Beliebigkeit in Sachen Familienpolitik übernimmt. Der „Zivilpakt“ ist der ideale Bund für alle, denen die „Ehe für alle“ nicht genug ist. Künftig sollen sich die Bürger eigene „Wahlverwandtschaften“ von variabler Teilnehmerzahl schaffen dürfen. Dort soll man dann staatlich geförderte Verantwortung füreinander übernehmen. 

Das mag im Zeitalter der „Wahlheimat“ und „Lebensabschnittsgefährten“ gar nicht mehr so weit hergeholt klingen. Auch sind viele klassische Familien, nicht zuletzt dank grünliberaler Ideologie inzwischen zu einer unverbindlichen Ansammlung von vom Schicksal zufällig zusammengewürfelten Egoisten verkommen, die keinen wirklichen Halt mehr geben. Mancher findet diesen heute tatsächlich in „Ersatzfamilien“. In Vereinen, Wohngemeinschaften, Kirchen. Auch im engsten Freundeskreis. 

Eine steuerliche Subventionierung benötigt ein „Zivilpakt“ unter wahren Freunden aber genausowenig wie echte Wohltätigkeit den Wohlfahrtsstaat. Daß ausgerechnet die „Freiheitspartei“ FDP nun nach dem Staat schreit, darf einen durchaus verwundern.