© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/19 / 15. Februar 2019

Kein Haus der Geschichte in Sicht
Kieler Kulturvisionen für 2042: Irgendwie multimedial, aber sicher nicht mehr deutsch
Dirk Glaser

Vor achtzehn Jahren einigten sich alle Kieler Landtagsfraktionen darauf, ein „Schleswig-Holsteinisches Haus der Geschichte“ zu bauen. Heute, kurz vor dem 75. Gründungsjubiläum des Landes, das sich 1946 von der preußischen Provinz zum Land der erst 1949 entstandenen Bundesrepublik wandelte, ist das Projekt als „unendliche Geschichte“ selbst in die Annalen eingegangen.

2019 ist kein Haus in Sicht, nirgends. Ministerpräsident Daniel Günther und Kultusministerin Karin Prien (beide CDU), eingefleischte Merkel-Getreue, die sich mit Verve lieber um muslimischen „Familiennachzug“ kümmern, wollen zwar, aus Rücksicht auf letzte konservative CDU-Wähler, irgendwie die „Identität“ zwischen Nord- und Ostsee stärken, meinen aber, dafür reichen billige Schautafeln. Der grüne Koalitionspartner, für den Steuergelder in der „Flüchtlingskrise“ noch nie eine Rolle spielten, verweist auf „enge finanzielle Spielräume“, die die Errichtung eines eigenen Hauses „wenig realistisch“ erscheinen ließen.

Ginge es nach den Spitzen der Kieler Stadtverwaltung, die sich jüngst in einer „Zukunftswerkstatt“ trafen, um Visionen für die 2042 ihren 800. Geburtstag feiernde Landeshauptstadt nachzuhängen, bedarf es bald eines solchen „Lernorts“ auch nicht mehr (Kieler Nachrichten vom 30. Januar 2019). Selbst des von SPD und Grünen im Eventualfall eingeforderten, dem Gedenken an den NS-Terror geltenden  Bewältigungsschwerpunkts „Erinnerung und Aufarbeitung“ nicht. Dieser bislang so unentbehrliche Teil neudeutscher Identität ist dann ebenfalls verzichtbar.

Rechnen die kommunalen Visionäre doch schon bis 2030 mit 75 Prozent Migrationsanteil unter Kiels Schülern. Und man scheint sich darauf so zu freuen wie die Hamburger Grünen-Abgeordnete Stefanie von Berg, die 2016 frohlockte, 2050 gebe es in der Hansestadt keine deutsche Mehrheit mehr. Probleme sehen weder von Berg noch die Kieler Träumer. Die Integration werde erfolgreich sein, überall in der bunten „City“ pulsiere die „multimedial vermittelte Kultur“. Welche? Eine, die Allah gefällt? Zweifel, daß es auch ganz anders laufen könnte, wecken den Naivlingen nicht einmal bittere Erfahrungen im einstigen Werftarbeiterviertel Kiel-Gaarden, einer fest in Migranten-Hand befindlichen, expandierenden Zone der Verwahrlosung.