© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/19 / 15. Februar 2019

CD-Kritik: Richard Strauss – Daphne (R. Kempe)
Bitterer Lorbeer
Jens Knorr

Mit der Wiederaufführung der Bukolischen Tragödie in einem Aufzug „Daphne“ am 11. Juni 1950 im Großen Haus der Staatstheater Dresden suchte man, wie mit anderen Richard-Strauss-Opern auch, eine Tradition wiederzubeleben, die man durch den totalen Krieg lediglich für unterbrochen wähnte, ohne schon zu verstehen, daß man sie würde neu begründen, wollte man sie nicht ein für allemal verloren geben müssen.

Soweit aus Tondokumenten zu erhören und beigegebenem Text- und Bildmaterial zu ersehen, knüpften Inszenierung Heinz Arnolds und Dirigat Rudolf Kempes bewußt an die Dresdner Uraufführung von 1938 an. Die gipserne Antike des griechischen Germanen Strauss gaben sie als echt aus, die Verwandlung der Frau in eine Kunsttrophäe als Versöhnung apollinischer und dionysischer Lebensform. Wundmale und Vernarbungen nachzuspüren, den auf das schwülstige Libretto Joseph Gregors komponierten Sprachverlust zu Gesicht und Gehör zu bringen, war ihrem aus den Ruinen auferstandenen Dresdner Ensemble hier kaum schon möglich.

Bis auf einer: Das sensationelle Debüt der jungen Gudrun Wuestemann als Daphne erhöht den Mitschnitt – den ein ebenso inkompetenter wie linientreuer Aufnahmeleiter verantwortet hatte – zu einem rezeptionsgeschichtlich wertvollen Dokument und rechtfertigt seine akribische Restaurierung. 

Richard Strauss Daphne Profil Edition Günter Hänssler 2018  www.haensslerprofil.de