© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/19 / 15. Februar 2019

Lob für das Schlesische Museum zu Görlitz von Linksaußen
Ausgeprägtes Problembewußtsein
(dg)

Fast zehn Jahre seit ihrer Gründung 2009 sind vergangen, aber immer noch hat die „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ nicht ihr in Berlin geplantes Museum eröffnet. Mehr als „Konzepte“, so zuletzt im Juni 2018 für ein Dokumentationszentrum, hat die in der Mühle politischer Korrektheit zermahlene Stiftung bisher nicht zustande gebracht. Geschichtspolitisch weniger trostlos schaut es dort aus, wo sich Erinnerung auf einzelne Ostprovinzen oder volksdeutsche Siedlungsgebiete Mittelosteuropas konzentriert. Im letzten Sommer wurde in Lüneburg das Ostpreußische Landesmuseum wiedereröffnet, die Westpreußen präsentieren ihre Geschichte und Kultur seit 2014 in Warendorf, die Pommern stellen sich jetzt in Greifswald vor, und auch die Donauschwaben (Ulm) verfügen wie die Siebenbürger Sachsen (Gundelsheim) über ansehnliche Gedächtnisspeicher. Lob kommt dafür sogar vom linken „Verein für kritische Geschichtsschreibung“, der das 2006 eröffnete Schlesische Museum zu Görlitz soeben unter die Lupe nahm (Werkstatt Geschichte 78/2018). Der Gesamteindruck sei positiv, das an Nachfahren der Vertriebenen gerichtete „Angebot zur Selbstvergewisserung“ überzeuge, „ausgeprägtes Problembewußtsein“ sei erkennbar, die Botschaft der Versöhnung wirke „authentisch“. Allerdings wirke der Versuch „irritierend“, Schlesien auch in der heutigen Bundesrepublik zu verorten. 


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