© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/19 / 22. Februar 2019

Aufgeschnappt
Gerührt und geschüttelt
Matthias Bäkermann

Eigentlich hätte der Genießer am Tresen von allein darauf kommen können: „An vielen Cocktails klebt koloniales Blut.“ Als weiteren Beitrag zur „Critical Whiteness“ widmete der Deutschlandfunk deshalb der Performance der Künstlerin Stefanie Sourial am vergangenen Wochenende einen größeren Beitrag. „Koloniale Gewaltgeschichte ist einfach überall drin“, weiß die 38jährige. Beim nach 1900 in Mode gekommenen Cuba Libre liegen kolonialistische Gedanken nicht allzu fern, klärten bereits die Andrews Sisters darüber auf, daß in der Karabik Rum und Coca Cola besonders gut schmeckten, während sich die Frauen auf Trinidad für den „Yankee-Dollar“ abzuschuften haben.

Viel schlimmer sei aber die Tradition des Gin Tonic. Erst hätten die Kolonialisten gegen ihre Malaria das bittere Chinarindenbaumpulver der Indios mit Zucker und Sodawasser gemischt, später kippten Briten den Gin dazu. Diese politische Vergangenheit sollte jeden Cocktail-Trinker belasten, findet Sourial. Wer dann auch noch „Bombay Sapphire“-Gin benutze, verherrliche wegen des Etiketts mit Queen Victoria fast vorsätzlich das europäische Kolonialunrecht: „Hinter dieser Frau steckt die Vernichtung einer ganzen Bevölkerung“, klärt die Wienerin die öffentlich-rechtlichen Hörer auf.