© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/19 / 22. Februar 2019

US-Handelsministerium für hohe Strafzölle auf Autoimporte
Trumps Drohkulisse
Albrecht Rothacher

Die Drohkulisse wächst. Ein Bericht des US-Handelsministeriums empfiehlt Strafzölle von bis zu 25 Prozent auf Autoimporte. Zur Begründung müssen – wie bei Stahl und Aluminium – Paragraph 232 des Trade Expansion Act von 1962 und die „Nationale Sicherheit“ herhalten. Doch die protektionistischen Reflexe sind auch anders erklärbar: Der US-Präsident haßt nicht nur den Anblick deutscher Luxusschlitten. Donald Trump wurde schon während seines Wahlkampfes von deutschen Medien und Politikern übel beleidigt, er ist nachtragend und kommt mit der ewig moralisierenden und schwafelnden Bundeskanzlerin nicht klar.

Während Barack Obama schon als Wahlkämpfer vor der Siegessäule redete, kam im politischen Berlin niemand auf die Idee, Trump nach Deutschland einzuladen und ihm wenigstens die Ehrenbürgerschaft von Kallstadt in der Pfalz zu verleihen, dem Geburtsort seines Großvaters Friedrich Trump. Aus der Weinbaugemeinde stammt übrigens auch der Vater des Ketchup-Unternehmers Henry Heinz. So etwas kostet nichts, hätte aber einen hohen emotionalen Effekt in Amerika. Die US-Strafzölle könnten hingegen die deutschen Pkw-Exporterlöse von 18,4 Milliarden Euro jährlich glatt halbieren und die Verkaufspreise pro Auto um etwa 6.000 Dollar erhöhen. Zwei Drittel der BMWs und Mercedes, 84 Prozent der VW und wohl alle Audi und Porsche wären betroffen.

Die US-Strategie ist simpel: Erhöhe den Druck auf Deutschland, damit die EU mehr Sojabohnen, Rüstungsgüter und Flüssiggas importiert. Der fromme Wunsch, daß die Handelsorganisation WTO solche Dispute nach internationalem Recht regelt, ist illusorisch. Nicht nur Rußland ignoriert WTO-Schiedssprüche. Auch die USA sabotieren ihre Operationen, indem sie alle Neubesetzungen der Schiedsrichter blockieren. Es wird Zeit, daß das offizielle Deutschland aus dem Traumland der multilateralen globalistischen Wichtel aufwacht und in der alt-neuen Realität der nationalen Wirtschaftsinteressen ankommt.