© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/19 / 22. Februar 2019

Pfeilschnell und immer hoch hinaus
Unternehmer: Die Motorsport- und Luftfahrtlegende Niki Lauda wird 70 / Vorausschauender als Großkonzerne
Marc Schmidt

Manche Dinge werden einem in die Wiege gelegt, andere sind eine pure Leidenschaft, die einen nicht mehr losläßt. Niki Lauda, der an diesem Freitag 70 Jahre alt wird, steht seit Jugendtagen für dieses Gemisch. Als Urenkel von Ernst Ritter von Lauda (Sektionschef für die Donauregulierung im kaiserlichen Ministerium für Öffentliche Arbeiten) und Enkel von Hans Lauda (Generaldirektor der Veitscher Magnesitwerke und Präsident der Vereinigung österreichischer Industrieller) war für Niki Lauda der Weg in Führungsaufgaben quasi vorherbestimmt. Zwar überwarf er sich, obwohl Wiener, im Sinne Bismarcks mit der Familie („Die dritte Generation studiert Kunstgeschichte“), aber nicht fürs Nichtstun, sondern für seine fanatische Liebe zum Motorsport. Bereits mit 15 Jahren kaufte Lauda ein Käfer-Cabrio und finanzierte diverses Tuning, in dem der Unternehmersohn als einfacher Lastwagenfahrer jobbte.

Ein Lauda gehört auf die Wirtschaftsseiten

Motorsport ist eines der teuersten Hobbys der Welt. Fast alle Piloten in den Formeln mit Werksteams müssen Millionen oder entsprechende Sponsoren aus dem persönlichen Umfeld mitbringen. Doch seine Familie verweigerte Niki Lauda jegliche Unterstützung: „Ein Lauda hat auf den Wirtschaftsseiten der Zeitung zu stehen, nicht im Sportteil“, soll sein Großvater gesagt haben. Dennoch nutzte Niki Lauda zumindest seinen prominenten Namen, um 1963 mit 19 Jahren eine steile Motorsportkarriere zu starten, die er 1985 bei McLaren mit 36 Jahren in der Formel 1 beendete.

Im Rennsport war Lauda immer bekannt dafür, sich mit seinen Ansichten aggressiv gegen alles und jeden durchzusetzen und weder sich selbst noch Freunde zu schonen. Drei Weltmeistertitel (1975, 1977, 1984), mehrere von ihm organisierte Streiks der Fahrer, Rennsiege mit gebrochenen Rippen oder gebrochener Hand und nur 42 Tage Rennpause nach dem Horrorunfall 1976, der die Lauda zeichnenden schweren Verbrennungen zur Folge hatte, beschreiben die außergewöhnliche Persönlichkeit Laudas und damit auch seine Ansprüche und sein Verhalten als späterer Unternehmer und Manager. Seine unternehmerische Tätigkeit hat Lauda im wesentlichen seiner zweiten Leidenschaft, der Fliegerei gewidmet. Lauda, selbst Pilot, war bereits neben seiner Tätigkeit als Rennfahrer auch Luftfahrtunternehmer mit eigener Airline und eigenen Flugzeugen. Die mit zwei gebrauchten Fokker F-27 gestartete Lauda Air, die wie alle folgenden Gesellschaften immer einen Teil des Inhabernamens verwenden sollten, geriet ab der Gründung 1979 immer wieder in wirtschaftliche Turbulenzen, konnte aber nie von den Platzhirschen vom Markt verdrängt werden.

Als Exklusivpartner des Reiseveranstalters Itas des Griechen Basile Varvaressos gelang es Lauda ab 1985, ein rasches Unternehmenswachstum zu erzeugen. Es wurden Boeing 737 und für Flüge nach Bangkok, Hongkong und Sydney die damals brandneue Boeing 767-300ER genutzt. Nach dem erfolgreichen Börsengang 1990 und der strategischen Beteiligung der Lufthansa, die über ihre Tochter Condor 25 Prozent an Lauda Air übernahm, zahlten sich Laudas Geschick und Netzwerk erneut aus. Trotz schlechter Zahlen und schlechter Presse aufgrund des Absturzes des Lauda-Air-Flugs 004 am 26. Mai 1991 über Thailand (Ursache: Problem mit der Schubumkehr bei den Triebwerken Pratt & Whitney PW4000) schaffte es der charmante wie durchsetzungsstarke Unternehmer Lufthansa zu einer immer weitreichenderen Beteiligung und Streckenkooperation zu bewegen.

Von Lauda Air und Niki zu Laudamotion Executive

Diese Zusammenarbeit mündete in eine offizielle Allianz der beiden nationalen Fluglinien Austrian Airlines und Lufthansa mit der kleineren Lauda Air mittels Aktienübernahme 1997. Vor allem dieses Geschäft begründete den Ruf von Lauda als Unternehmer mit Cleverneß und Weitblick. Im November 2000 erklärte Lauda seinen Rückzug aus dem Vorstand und dem operativen Geschäft der Lauda Air. Im Oktober 2001 übernahm Austrian 99 Prozent der Lauda-Air-Aktien, um wenige Monate später die als Folge der Luftfahrtkrise nach 9/11 schwer angeschlagene Gesellschaft auch operativ zu übernehmen.

Diese Übernahme erfolgte aufgrund politischen und medialen Drucks, den Weggefährten Laudas erzeugten und ihn so von möglichen rückwirkenden Haftungsfragen abschirmten. Bereits 2003 kaufte der umtriebige Lauda Teile der insolventen hessischen Aero Lloyd und brachte unter dem Namen Niki wieder eine Airline an den Markt, die beginnend ab 2004 erst teilweise und später ganz durch Air Berlin übernommen wurde.

2011 schied Lauda aus dem Niki-Vorstand aus, 2013 legte er sein Verwaltungsratsmandat bei Air Berlin nieder, wobei die Hintergründe unklar sind. Im Ergebnis bleibt ein weiterer Winkelzug in der Biographie von Niki Lauda wie der Luftfahrtbranche allgemein. Was hinter den Kulissen bis hin zur EU-Kommission geschah, wurde bislang nicht nach außen getragen. Bekannt ist nur: Air Berlin konnte Niki nie richtig integrieren. Als der größte Anteilseigner, die staatliche Etihad Airways aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, seine finanzielle Unterstützung einstellte, mußte Air Berlin Insolvenz anmelden. Die EU untersagte dabei die Übernahme durch Lufthansa.

Im Insolvenzverfahren sorgten österreichische Kläger für eine Verlagerung des Verfahrens bezüglich der Niki-Teile nach Österreich. Hier setzte sich überraschend Lauda mit seinem neuen Luftfahrtunternehmen Laudamotion bezüglich der ehemaligen Niki-Anteile durch. Laudamotion wurde dann Ende 2018 an die irische Billigflugline Ryan Air veräußert. Der Charter- und Geschaftsreiseservice Laudamotion Executive gehört aber weiter der Holding von Niki Lauda. Im Angebot unter anderem die Bombardier Global Express, die zwölf Fluggäste mit Tempo 900 über 11.000 Kilometer weit befördern kann.

Niki Lauda, der nie studiert hat, ist es stets gelungen, zur richtigen Zeit die richtigen Partner zu holen und wieder zu verlassen. Dabei erwies er sich als vorausschauender als das Management internationaler Großkonzerne, für die die Partnerschaften mit ihm nie so erfolgreich endeten wie für Lauda selbst. Trotz allem hat es Lauda allerdings erreicht, daß ihm insbesondere in seiner Heimat die wenigsten gram sind ob seiner Schlitzohrigkeit und seines Charmes. Lauda, längst einer der bekanntesten Österreicher, wird daher zahlreiche Glückwünsche und angesichts seiner Lungentransplantation 2018 auch viele Genesungswünsche erhalten.

LaudaMmotion Executive GmbH:  www.laudamotionexecutive.com