© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/19 / 22. Februar 2019

Zeitschriftenkritik: Monumente
Identität durch Rekonstruktionen
Werner Olles

Segensreiche Wiederbelebung einer verstörten Stadtmitte oder unzulässige Fassaden-Rekonstruktion, die nicht gutzuheißen ist?“ Diese Frage stellt Monumente, das Magazin für Denkmalkultur, seinen Lesern. Viele Briefe erreichten daraufhin die Redaktion, und die überwältigende Mehrheit begrüßte die mit den Rekonstruktionen wiedergewonnene Identität. In der aktuellen Ausgabe (Februar 2019) veröffentlicht die Zeitschrift etwa 20 Zuschriften, von denen einige bestückt sind mit persönlichen Erinnerungen. Die Briefe zeigen, daß an vielen Orten Diskussionen über Gebäude und Ensembles geführt werden, die alle eins gemeinsam haben: „Unser gebautes Erbe emotionalisiert und wirft Fragen zum Woher und Wohin auf.“ Exemplarisch hierfür stehen Kommentare wie: „Mein Fazit: Wir brauchen in unseren Städten Nachbauten von historischen Bauten, um die öden schuhkartonartigen Neubauten zu neutralisieren.“ Oder: „Betonbauten und Hochhäuser sind überall in der Welt austauschbar, gleichgültig ob Vancouver oder Nairobi. Die historische Altstadt bzw. die Gestalt der alten Messe- und Krönungsstadt Frankfurt ist es nicht.“

Über ein „Raumwunder mit Hohlstellen“ berichtet ein Beitrag über die Pfarrkirche St. Ulrich in Seeg, die nach den Plänen von Johann Jakob Herkomer errichtet und 1725 geweiht wurde. Die prächtige Rokoko-Ausstattung kam größtenteils in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hinzu. Seit der Innensanierung 2004 bis 2007, die mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz erfolgte, strahlt St. Ulrich wieder im ursprünglichen Farbklang des Rokoko. Doch muß nun die Decke der Pfarrkirche restauriert werden, denn das zentrale Deckenfresko zeigt erhebliche Schäden. So hat es Don Juan d’Austria, dem strahlenden Helden der Seeschlacht von Lepanto, die Beine weggeschlagen. Stattdessen treten nackte Holzplatten hervor, und das Gesicht des Admirals ist hinter gepolsterten Stützen verschwunden. Das Fresko soll den Sieg der Heiligen Liga über die Türken im Jahr 1571 feiern. Die 1650 gegründete Seeger Rosenkranzbruderschaft stellte große Summen für die Kirche zur Verfügung und durfte daher das Thema des Hauptbildes an der Langhausdecke bestimmen: Am Beispiel der Seeschlacht von Lepanto wird die Kraft des Rosenkranzgebetes dargestellt. Im Zentrum des Freskos erscheint die von Engeln umgebene Muttergottes auf einer Wolkenbank. 

Fertiggestellt ist das Dach der Zehntscheune Dringenberg in Bad Driburg im Kreis Höxter. Mit historischen Solling-Sandsteinplatten saniert, prägt das Gebäude mit seiner weiß verputzten Fassade, etwas erhöht auf einem Bergsporn liegend, im Ensemble mit der Burg maßgeblich das Bild Dringenbergs. Weitere Beiträge befassen sich mit dem „Phänomen Bauhaus“, das dieses Jahr sein 100. Jubiläum feiert, und der in Reparatur befindlichen Almstedter Dampflokomotive „Schunter“, dem Prunkstück der Sammlung des Museumsbahnhofs im niedersächsischen Almstadt.

Kontakt: Monumente Publikationen, Schlegelstr. 1, 53113 Bonn. Ein Jahresabo für sechs Ausgaben kostet 39 Euro.

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