© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/19 / 22. Februar 2019

Umwelt
Hamburger Tierrechte
Martina Meckelein

Was unterscheidet die Tiermafia, die in Hunde-Fabriken Welpen en Masse produziert, und einen deutschen Tierschutzverein? In Hamburg womöglich wenig. Seit Jahren macht der Betreiber des Tierheims Süderstraße, in dem etwa 1.300 Tiere leben, mit verdreckten, blinden oder kranken Balkan-Hunden Werbung. Die Tiere werden aus Rumänien angekarrt, um sie in der Hansestadt Tierliebhabern unterzujubeln. Doch jetzt ermittelt das Bezirks­amt wegen Tierschutzvergehen. Das berichtet das Hamburger Abendblatt. Im Fokus der Behörde steht die erste Vorsitzende des Vereins, Sandra Gulla, Verwaltungsjuristin und „Tierrechtlerin“. Seit April 2014 habe der Verein 576 Hunde aus Rumänien nach Deutschland importiert.

Wegen der Hundeimporte vom Balkan hagelt es vereinsintern seit Jahren Kritik.

Einige Tiere sollen für Menschen ansteckende Krankheiten oder keinen ausreichenden Tollwutschutz gehabt haben. Darüber hinaus seien unvollständige Tierdokumente aus Rumänien zurückgeschickt und dort nachgebessert worden sein. Wegen der Hunde-importe hagelt es vereinsintern seit Jahren Kritik. Die Hamburger Morgenpost berichtete am 17. April 2016 vom „Putschversuch auf der Hauptversammlung des Hamburger Tierschutzvereins“. Damals wollte „eine kleine Gruppe von Mitgliedern den Vorstand stürzen“. Grund: die Einführung von 124 Hunden aus Rumänien. Irre: Den Kritikern dieser Methode hielt auf der Versammlung eine Tierschützerin vor: „Richtet sich die Ablehnung von Balkanbewohnern jetzt schon gegen Tiere?“ Rassismus im Tierschutz – eine abwegige Idee. Selbst der Deutsche Tierschutzbund hält nichts davon, Straßenhunde aus Osteuropa nach Deutschland zu vermitteln, statt die Situation vor Ort zu verbessern. Es ist nicht der erste Skandal: 2008 wurde der Ex-Chef des Tierschutzvereins Hamburg, Wolfgang Poggendorf, wegen Untreue und Unterschlagung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.