© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/19 / 01. März 2019

Der linke Dissident
Zeitzeuge: Der Publizist Rolf Stolz wird siebzig
Werner Olles

Das umfangreiche Werk von Rolf Stolz zusammenzufassen oder sein Denken auf einen Nenner zu bringen, ist alles andere als einfach. Dazu ist schon sein politischer Lebensweg zu verschlungen: Am 1. März 1949 in Mülheim an der Ruhr geboren, Diplom-Psychologe, Publizist, Schriftsteller, Fotograf, dissidentischer Linker; von 1967 bis 1969 war er Mitglied im SDS, anschließend kurzfristig in der KPD/ML, die einen Markt bediente, der nur auf ihren eigenen Parteitagen existierte und ernsthaft daran glaubte, daß Albanien das kommunistische Bollwerk gegen die imperialistische Aggression von Mercedes Benz und Coca Cola sei.

1980 gehörte Stolz zu den Mitbegründern der Grünen und saß zwei Jahre in deren Bundesvorstand. Mitte der 1980er Jahre wurde er aktiv im Initiativkreis „Linke Deutschland-Diskussion“ (LDD) und später stellvertretender Vorsitzender in Alfred Mechtersheimer „Friedenskomitee 2000“, dessen nationalistische Hybris ihm als unabhängigem Linken dann aber doch gegen den Strich ging.

1994 und 1997 erschienen Stolz’ Bücher „Die Mullahs am Rhein. Der Vormarsch des Islam in Europa“ und „Kommt der Islam? Die Fundamentalisten vor den Toren Europas“, grundlegende Werke, auf denen eine seriöse Islam-Kritik bis heute aufbauen kann. Immer noch lesenswert sind auch seine Bücher „Deutschland, deine Zuwanderer: Fakten, Analysen“ (2002) und „Der deutsche Komplex. Alternativen zur Selbstverleugnung“ (2. Aufl. 2014).

Widerspruch bei 68er-Nachbetrachtung

Fast unüberschaubar ist die Belletristik aus seiner Feder, Prosa- und Lyrikbände, seine Fotoarbeiten, Essays in Zeitschriften wie Rhein! (JF 31/18) und natürlich seine Beiträge in dieser Zeitung neben einer regen Vortragstätigkeit.

Spannend wird es, wenn es um das Thema 1967/68 geht. Da kennt er kein Vertun. In seinem kürzlich erschienenen Essay „Generation 1968 – Nachgeburt von 1933?“ wendet er sich entschieden gegen die These, die Achtundsechziger seien allesamt „Hitlers Kinder“, und kritisiert die „Total-entsorgung der sehr komplexen Impulse des Jahres 1968“. Selbst ehemalige Linksradikale wähnen sich in diesem Punkt weiter von Rolf Stolz entfernt als die Erde vom Mond.

Sei’s drum. Er ist trotzdem ein Freund, vor allem weil er etwas verkörpert, was heute unter fast allen Linken und leider auch einigen Konservativen Mangelware ist: Geradlinigkeit, Integrität und Menschlichkeit.