© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/19 / 01. März 2019

Meldungen

Agrarforschung: Wende zu alten Kulturpflanzen

FRANKFURT. Der Kampf gegen Hunger und Mangelernährung hat seit den fünfziger Jahren dazu geführt, die internationale Agrarforschung einseitig auf „die großen Drei“ – Mais, Weizen, Reis – zu verengen. Konzentriert auf die Züchtung immer ertragreicherer Sorten hat sie die Industrialisierung der Landwirtschaft forciert und den Hunger eingedämmt. Was aber in vielen Regionen zu einseitiger, vitamin- und nährstoffarmer sowie Übergewicht fördernder Ernährung geführt hat. Der Politologe Tillmann Elliesen macht jedoch auf „Anfänge einer Trendwende“ aufmerksam (Welt-Sichten, 1/19). Mit Sorghum, einer ballastreichen Hirseart, Bambara-Erdnuß, Früchten des Affenbrotbaums und zahlreichen Blattgemüsesorten würden in Afrika vergessene Kulturpflanzen wiederentdeckt. Um die Züchtungsforschung zu diesen regionalen Lebensmitteln voranzutreiben, fehle es aber noch an Geld. Denn Konzerne investierten nur ungern in Produkte, die keine kaufkräftige Kundschaft erwarten ließen. (ck)

 www.welt-sichten.org





„Fake News“ über die große Macht der Gene?

LONDON. Robert Plomin schilderte in der Zeit (41/18) eindringlich die „Macht der Gene“. Der US-Genetiker vertrat die Ansicht, daß Intelligenz, Gewicht, Gesundheit des Menschen genetisch weitgehend festgelegt seien. Plomin, der auch in Nature („Genetic determinism rides again“, 561/18) wegen dieser Position „scharf kritisiert“ wurde, halten nun die Blätter für deutsche und internationale Politik (1/19) entgegen, daß der am King’s College London forschende 70jährige die neuere Forschung ignoriere. Humangenetik wie Neurowissenschaften würden den Umwelteinfluß auf die menschliche Entwicklung zunehmend höher einschätzen. Dies sei weder bei Plomin noch im Wissenschaftsressort der insoweit „Fake News“ verbreitenden Zeit angekommen. (dg)

 kclpure.kcl.ac.uk/portal/





Bundesgartenschau 2021: Kahlschlag in Erfurt

ERFURT. Die geplante Bundesgartenschau in Erfurt sorgt schon jetzt für Ärger. Zur Buga 2021 werde der mitten in der Stadt befindliche Petersberg mit der Zitadelle aus dem Jahr 1665 „behutsam und nachhaltig umgestaltet“, heißt es auf der Buga-Internetseite. Doch vorige Woche wurden elf Bäume abgesägt, insgesamt sollen 23 Stück gefällt werden. Nach 2021 sollen bis zu fünf neue Bäume wieder gepflanzt werden. Im Erfurter Nordpark und an der Gera-Aue sollen sogar 600 Bäume gefällt werden, 123 sind schon weg. Bei einer Demonstration wurde Alexander Thumfart, er ist Grünen-Fraktionschef im Stadtrat, vorgeworfen, die Öffentlichkeit viel zu spät informiert zu haben. (fis)

 www.buga2021.de





Erkenntnis

„Vielleicht ist der Kapitalismus irgendwann Geschichte. Womöglich findet die Archäologie dann heraus, daß er nicht an Ideologien oder Größenwahn erstickte, sondern daß die Menschen große Teile ihres Arbeitslebens in Workshops steckten.“

Daniel Hornuff, Kunstwissenschaftler