Aktionen, Preise und Initiativen „gegen Rechts“ gibt es mittlerweile mehr als Orden an einer nordkoreanischen Offiziersuniform. Und auch der Applaus war dem Hamburger Hip-Hop-Trio „Fettes Brot“ so sicher wie Kim Jong-un bei einer Parade. Mit ihrem Rap-Song „Du driftest nach rechts“ liefern sie ein erneutes Paradebeispiel für die Realitätsferne der ans Elfenbeinturm-Buffet hochgelassenen Hofkapellen. In dem Lied, in dem sich eine Frau zum Mißfallen ihres Freundes politisch vom Mainstream entfernt, heißt es: „Ich mag’s nicht, wie du bist, wenn der Frust dich frißt/ Du mit verkniffenem Gesicht deinen Haß rausläßt/ Wenn du Wohnungslose und Journalisten dißt/ Und von Geflüchteten als Touristen sprichst.“ Nach Gründen, warum seine Partnerin so denkt, fragt der Mann nicht. Stattdessen kommt sofort die Drohung: „Du driftest nach rechts/ Ich fürchte, bald ist es soweit, Nach rechts/ Dann muß ich gehen, tut mir leid.“ Die perfide Botschaft, die emotionale Privatsphäre mit politischer Öffentlichkeit vermischt: Beende deine Beziehung, wenn dein Partner nicht ins ideologische Muster paßt! Doch die Zielgruppe will nicht folgen – die „Hymne“ ist nicht einmal in den Top 100 vertreten.