Wie klimaneutral sind eigentlich Shopping-Center?, frage ich mich. Ich passiere den Eingang. Der kalte Wind macht einer Wärmewand Platz. Ich schlendere den hohen, hell ausgeleuchteten Gang entlang. Musik schallt aus einem Jeans-Laden. An einem Asia-Imbiß brutzelt es unter der Dunstabzugshaube.

Als ich das italienische Restaurant erreiche, wartet R. bereits auf mich und trinkt ein Hefeweizen. Wir kommen auf die Schülerdemonstrationen zum Klimawandel zu sprechen. „Ein verlogener Medienhype“, meine ich. Ich erzähle von J. und seiner Tochter. Die sei „ganz grün“ eingestellt, hatte J. verlautbart. Ich hatte geantwortet, daß sie sich offenbar nicht daran störe, daß jeden Abend im Sommer Fleisch gegrillt wird. Und daß die Eltern mit dem größten Monster-SUV des ganzen Stadtteils herumfahren.

Vor der Drogerie Teenager, die sich in dem geheizten Einkaufszentrum aufwärmen.

R. nickt. Seine Tochter hat auch an den Schüler-Demonstrationen gegen den Klimawandel teilgenommen. Die Entscheidung wurde ihr in der Schule einfach gemacht: Willst du mitkommen oder alleine im Klassenzimmer sitzen bleiben? Zu Hause hätte R. ihr auf den Zahn gefühlt: „Du willst also das Weltklima retten? Dann machen wir es doch konkret. Wir schaffen das Auto von Mutti ab. Dann mußt du fortan die weite Strecke mit dem Fahrrad oder mit dem Bus fahren. Auf Urlaubsreisen wird verzichtet. Du bleibst in den Ferien zu Hause. Und die Heizung schalten wir deutlich runter. Du kannst ja noch zwei Pullover anziehen. Elektronische Geräte werden auch seltener aufgeladen.“ Das Gesicht der Tochter hätte sich danach merklich verdüstert. „Damit war das Thema Klimarettung erledigt“, sagt R.

Der indische Ober bringt meine Pasta. Vor der Drogerie gegenüber des Restaurants kreischt ein Mädchen. Ich zucke zusammen. Ist es Greta Thunberg? Samt Presseanhang? Hat sie die Fleischsoße auf meinen Tagliatelle bemerkt? Doch es sind nur albernde Teenagerinnen in dem warm geheizten Einkaufscenter.