© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/19 / 08. März 2019

Haltungsnote
Herzlose Stadtverwaltung
Gil Barkei

In einem Staat, in dem „Flüchtlinge“ Reihenhäuser gebaut bekommen und Identitätspapiere auf Grundlage von Selbstauskünften erstellt werden, sind es solche Geschichten, die viele Bürger fassungslos machen. Weil eine Familie in Ahlen Schulden bei der Stadt hat (unter anderem wegen nicht bezahlter Hundesteuer), rückt der Gerichtsvollzieher an, um nach Verwertbarem zu suchen. Da das Wertvollste, der Rollstuhl des querschnittsgelähmten Familienvaters, jedoch Eigentum der Berufsgenossenschaft ist, kann dieser nicht gepfändet werden. Also nimmt die Stadt zum Schock der Kinder kurzerhand Mopsdame „Edda“ mit. Allen rechtlichen Bedenken zum Trotz verkauft eine Mitarbeiterin der Stadt die Hündin über ein privates Profil bei Ebay-Kleinanzeigen für 750 Euro. Doch bei der neuen Besitzerin – einer Polizistin, die den Vorfall nun beim Ahlener Tageblatt publik machte – stellt sich bei der Hundedame eine schwere Augenverletzung heraus. Die Käuferin fühlt sich getäuscht und will klagen: 2.500 Euro Arztkosten, obwohl in der Verkaufsanzeige keine Rede von gesundheitlichen Problemen gewesen sei. Die Proteste im Netz gegen die „herzlose“ Stadtverwaltung sorgen sogar für internationales Aufsehen. Die Stadt will die Pfändung nun rückabwickeln.