© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/19 / 15. März 2019

Aufgeschnappt
Gekaufte Anhänger
Lukas Steinwandter

Wählerstimmen kann man sich nicht kaufen – oder zumindest nicht auf einfachem Wege. Fans in sozialen Medien aber schon. Das machte sich der SPD-Fraktionschef im Hamburger Rathaus, Dirk Kienscherf, unlängst zunutze. Denn sein Instagram-Kanal erzielte mit 20 bis 50 „Gefällt mir“ pro Bild wohl nicht die gewünschte Reichweite. Doch ab Mitte Januar schnellten die Follower-Zahlen in die Höhe; pro veröffentlichtem Bild klickten mehrere hundert Nutzer auf das Herzchen oder hinterließen einen Kommentar, wie die Bild Hamburg beobachtete. Doch ein Blick auf die Reaktionen verriet: Interesse an Kienscherfs Sozialpolitik dürften die neuen Fans nicht gehabt haben. Denn viele von ihnen stammen laut Profilangaben aus Asien oder Süd- und Zentralamerika. Die Nutzerin Luiza Letícia schrieb etwa unter einem Foto von einem Senatsempfang, wie noch immer zu lesen ist: „Du bist ein so wunderschönes Mädchen! Mit einem perfekten Körper!“ Lobende Kommentare ohne Kontext von zumeist nur wenige Anhänger zählenden Nutzern sind ein typisches Zeichen für gekaufte Follower. Immerhin: Der SPD-Politiker gab zu, 50 Euro dafür ausgegeben zu haben. Die  bezahlten Fans hat der 53jährige mittlerweile gelöscht und will sich wieder um echte Wähler bemühen.