© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/19 / 15. März 2019

Zeitschriftenkritik: Karfunkel
Kölner Dom – Bauwerk für die Ewigkeit
Werner Olles

Der Kölner Dom war wohl die langwierigste Baustelle Europas. Mitte des 13. Jahrhunderts begonnen, drei Jahrhunderte lang gewachsen, dann drei Säkula stehengeblieben. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts ging es weiter, Stein auf Stein, um binnen vierzig Jahren das Werk zu vollenden: Ein Hochchor, zwei Türme, fünf Schiffe, 86 Meter breit, 144 Meter lang, 157 Meter hoch. In den mittlerweile 770 Jahren seit seiner Grundsteinlegung war der Dom selten nur eine Kirche, er war ein übergroßer Reliquienschrein, ein kolossaler Torso, höchstes Gebäude der Welt, Symbol eines geeinten Deutschlands.

Heute ist er Weltkulturerbe, Menschenmagnet und stummer Zeuge der zurückliegenden Jahrhunderte. Die Grundsteinlegung der gotischen Kathedrale fand am 15. August 1248, an Mariä Himmelfahrt, statt. Es war der Auftakt eines außergewöhnlichen Projekts unter der Leitung des Dombaumeisters Gerhard (1210–1271), der einen kühnen und alles andere als bescheidenen Plan verfolgte: eine Bischofskirche zu errichten, wie man sie selbst in Frankreich noch nicht gesehen hatte, ein steingewordenes Abbild des himmlischen Jerusalem. In Köln, das ja schon längst eine bedeutende Stadt war, wollte er nicht bloß einen Nachbau der französischen Vorbilder errichten, sondern ein Kunstwerk, lichtdurchflutet und eine Art Zusammenfassung und Vollendung der bisherigen gotischen Formen. Zwar verursachte der Dombau immense Kosten, die durch Spenden der zahlreichen Pilger gedeckt wurden, dafür hat er bis heute Millionen von Menschen kommen und gehen sehen, und mit etwas Fortune wird er auf diesem Weg tatsächlich zu einem Bauwerk für die Ewigkeit.

Karfunkel, die „Zeitschrift für erlebbare Geschichte“, befaßt sich in ihrer aktuellen Ausgabe (Nr. 136, Februar–April 2019) auch mit der Geschichte der Narkose und stellt diverse Mittel vor, die seit dem Altertum überliefert sind. So kannte die Volksmedizin „magische Pflanzen“, um Sorgen zu vergessen und Schmerzen zu betäuben. Tollkirsche und Bilsenkraut, Schierling und Stechapfel waren nur einige dieser Mittel, die stark paralysierten und Halluzinationen erzeugten. Bis in die Neuzeit verwendeten Ärzte natürliche Substanzen, um Schmerzen zu lindern: Opium, Alkohol, Cannabis oder Kokain. Aus der Zeit um 1880 ist ein Schlafschwamm überliefert, der in einen Sud aus Opium, Maulbeersaft, Schierling, Mandragora und Efeu getaucht wurde. Paracelsus (1493–1541) entdeckte kurz vor seinem Tod die narkotisierende Wirkung des Äthers, den er als „süßes Vitriol“ bezeichnete. Die Kulturen im Andenraum nutzten lange vor Christi Geburt die Blätter des Kokastrauches, jedoch ist nicht bekannt, ob die Inka ihre Schädeloperationen ebenfalls unter Koka-Betäubungen durchführten. 

Weitere Beiträge befassen sich mit der Nachstellung geschichtlicher Ereignisse als Therapie („Viking Therapy Club“), ausgestorbenen Berufen rund um den Tod, den Müll und das Meer sowie Warlords aus Englands dunkler Zeit. 

Kontakt: Karfunkel Verlag, Marienhöhe 1, 74706 Osterbrücken. Das Einzelheft kostet 6,90 Euro, ein Jahresabo 29 Euro.

 www.karfunkel.de