© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/19 / 15. März 2019

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Der Sonntag gehört den Künsten. In diesem Fall der Sonderausstellung „Stürmische See und Brandung“ mit Meeresfotografien von Franz Graf von Larisch-Moennich (1878–1937) im Deutschen Technikmuseum in Berlin-Kreuzberg. Die Schau präsentiert 19 Originalaufnahmen des Grafen, entstanden zwischen 1909 und 1914 auf seinen Reisen über den Atlantischen, Pazifischen und Indischen Ozean. Die beeindruckenden Aufnahmen, vom Fotografen zum größten Teil selbst auf der Rückseite mit Anmerkungen zu Ort, Windstärke und Wellenhöhe versehen, bildeten nach Museumsangaben Anfang des 20. Jahrhunderts die Grundlage für die wissenschaftliche Erforschung von Meereswellen. Viele der Fotografien wurden 1925 in seiner Publikation „Sturmsee und Brandung“ veröffentlicht. Ergänzt wird die staunenswerte Ausstellung durch Filmmaterial, das Graf Larisch zwischen 1927 und 1930 auf seinen Reisen mit Schulschiffen um die Landspitze Südamerikas aufnahm. Daraus entstand bei der Ufa der Kurz-Dokumentarfilm „Eine Sturmfahrt ums Kap Hoorn“. Der nur elfminütige Film wird nun nach bald neunzig Jahren erstmals wieder der Öffentlichkeit gezeigt. Zu sehen ist die Ausstellung noch bis zum 31. März.


Deutschland feiert in diesen Wochen das hundertjährige Bauhaus-Jubiläum. Gespräche darüber im Kollegenkreis verlaufen lebhaft und kontrovers. Offenbar bin ich der einzige, der sowohl die Architektur als auch die Möbel und sonstigen Einrichtungsgegenstände häßlich findet. Jawohl, sogar potthäßlich! Ich kann der nüchternen, kalten, seelenlosen Gestaltgebung einfach nichts abgewinnen. Flachdächer, schlichtes Weiß als dominierender Farbton, ausnahmslos rechte Winkel als das vermeintliche Maß aller Dinge sowie vor allem der Verzicht auf jede Ornamentik beleidigen mein ästhetisches Empfinden. Sicher, Schönheit liegt stets im Auge des Betrachters. Darüber zu zanken ist müßig. Wer aber wollte ernsthaft bestreiten, daß die Reduktion von Wohnsiedlungen auf ihre kubische Grundform ganze Stadtviertel verschandelt hat? Entstanden sind bestenfalls funktionale Schlafplätze, aber wahrlich keine im Wortsinne liebenswürdigen Lebensräume. Ernst Jünger schrieb in seinem Essay „Zahlen und Götter“: „Der Architekt wußte von jeher, wie sehr gewisse Unregelmäßigkeiten dem Werk zugute kommen, sei es bei der Errichtung griechischer Tempel oder in gotischen Bauhütten. Die Tibetaner vermieden die Symmetrie; sie glaubten, daß sie Dämonen anlocke. In dieser Hinsicht müßten unsere Städte wahre Landeplätze sein.“