Erstaunlich, wie Menschen ihre Sonntage verbringen. Jan Böhmermann zum Beispiel, der Chef-Humorist des ZDF, stellt Journalisten in den sozialen Netzwerken nach. Matthias Matussek feierte am Samstag seinen 65. Geburtstag und lud einen bunten Strauß an Meinungsvielfalt ein. Die Sause stieg bei dem Ex-Spiegel- und Ex-Welt-Redakteur zu Hause. Auszug aus der Gästeliste: Erika Steinbach, Bettina Röhl, Mario Müller (Identitäre Bewegung, Halle), Jan Fleischhauer (Spiegel), Franz Josef Wagner (Bild), Dieter Stein (JUNGE FREIHEIT), Leute von Focus, Zeit Online, Stern und ARD-Moderator Reinhold Beckmann. Der spielt dem Jubilar sogar auf der Gitarre ein Ständchen, wofür dieser sich mit einer Umarmung bedankte. Vor Freude stellte Matussek Fotos seines Ehrentages auf Facebook. Diese entdeckt „Böhmi“, der nicht auf der Geburtstagsfete zugegen war.

Typen wie Böhmermann und Beckmann, die denunzieren, gibt es zuhauf.

Böhmermann fragt beim Spiegel via Twitter, wie die Chefredaktion die Anwesenheit ihrer Redakteure auf der Party bewerte. Da die Feier „privater Natur“ war, sei das Partyverhalten der Kollgen unbekannt gewesen, gibt das Nachrichtenmagazin später zu. Auch Reinhold Beckmann erklärte auf Facebook unterwürfig seine Anwesenheit wie folgt: Er hätte dem Jubilar mit seinem kritischen Song immerhin ein vergiftetes Geschenk gemacht und sich ansonsten wohl verlaufen. Dies kommentierten Leser mit der Durchsage eines Möbelhauses, wenn ein Dreikäsehoch zwischen Billy-Regal und Klippan-Sofa vom Kurs abgekommen ist und im Kindergarten auf die Eltern wartet: „Der kleine Reinhold hat sich verlaufen und kann im Småland abgeholt werden.“ Typen wie Beckmann und Böhmermann sind keine moralische Singularität. Es gibt sie zuhauf. Sie bewegen sich ohne Rückgrat und denunzieren. Sie sind zwei Seiten einer Medaille: der Feigheit. Sie mag überall ihr Auskommen haben, schlimm nur wenn sie unter Journalisten fröhliche Urständ feiert.