© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/19 / 22. März 2019

Drohender Truppenrückzug in Afghanistan
Es fehlt der Mut
Michael Vollstedt

US-Präsident Donald Trump fordert den militärischen Sieg in Afghanistan, der sich aber nicht abzeichnet. Trump verliert die Geduld. Es droht ein schrittweiser Rückzug der US-Truppen; die Bündnispartner würden folgen. Was passiert dann? Afghanistan ist nicht mehr Zentrale und Basis internationalen Terrors, aber die Taliban sind noch stark: In Teilen des Landes übernehmen sie schnell die Macht. Afghanistans Entwicklung als Rechtsstaat und Republik ist rückläufig. Vom Westen nimmt der iranische Einfluß zu, im Osten werden die Auswirkungen auf Stabilität und Politik Pakistans, einer faktischen Atommacht, unkalkulierbar. Das bedeutet: Wer jetzt geht und das Erreichte aufgibt, kann später vor weit größeren Herausforderungen stehen. 

Für Afghanistan gibt es immer noch keine tragfähige Strategie. Ein robuster Militär- und Polizeieinsatz ist zwar weiterhin nötig, um die innere Sicherheit des Landes zu gewährleisten. Aber der strategische Durchbruch hängt von einer guten wirtschaftlichen Entwicklung ab, vor allem vom Ersatz des enormen Mohnanbaus durch andere Erwerbsmöglichkeiten der ländlichen Bevölkerung, und vom Kampf gegen die Korruption! Dazu fehlen allseits Mut, Initiative und Mittel.






Michael Vollstedt, Generalmajor a. D., war in seiner letzten Verwendung als Nato-Kommandeur zuständig für die Sicherheit des deutschen Luftraums.