© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/19 / 22. März 2019

Aufgeschnappt
Alltagsrassismus
Matthias Bäkermann

Vorurteilen ausgesetzt zu sein, ist keine schöne Erfahrung. Die elf Teilnehmerinnen des Workshops in Weißenfels im Süden Sachsen-Anhalts, die Mehrzahl von ihnen mit Kopftuch oder Verschleierung, hatten sich vergangene Woche deshalb zum Austausch rassistischer Alltagserfahrungen in der örtlichen Koordinierungs- und Begegnungsstätte versammelt. Dabei sollten sie auch lernen, sich besser gegen Mobbing, Diskriminierung und Unterdrückung zu wehren. „Es gibt drei Tips, die ich Frauen dabei geben kann“, zitiert die Mitteldeutsche Zeitung die Seminarleiterin der Migrantinnenorganisation DaMigra, „Höflich bleiben, um eine Eskalation zu vermeiden, Unterstützung und Hilfe suchen sowie Bildung einholen, um zu erfahren, was meine Rechte sind.“ 

Nicht immer jedoch lasse sich die Wut so einfach unterdrücken, muß die südländisch aussehende Frau zugeben: So habe sie jüngst bei einem Bäcker ein Schnitzelbrötchen gekauft. An der Theke erklärte ihr die deutsche Bedienung, daß das Schnitzel aus Schweinefleisch bestehe. „Das hat mich sauer gemacht, weil die Verkäuferin damit Vorurteile schürt“, empört sich das Rassismusopfer. Sie komme schließlich nicht aus einem muslischen Land. „Ich stamme aus Süd­amerika, wohne seit zwölf Jahren in Deutschland. Und ich esse alles.“