© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/19 / 22. März 2019

Sondierungen zwischen Deutscher Bank und Commerzbank
Berliner Champions League
Carsten Müller

Das, was sich derzeit zwischen Frankfurt und Berlin abspielt, ist ein Trauerspiel. Die Idee, daß die beiden verbliebenen großen Privatbanken, die Deutsche Bank und die Commerzbank, einen „Nationalen Champion“ bilden könnten (die soliden Sparkassen- und Genossenschaftsbanken-Verbünde außen vor gelassen werden), scheint völlig realitätsfremd zu sein. Was reitet Finanzminister Olaf Scholz, hier Druck aufzubauen? Industriepolitischer Verstand kann es jedenfalls nicht sein.

Denn eins dürfte klar sein: Solch eine Fusion ist nicht zum Nulltarif zu haben. Kein Wunder, daß bereits jetzt nicht nur Gewerkschaften auf die Barrikaden gehen, sondern auch von AfD, FDP und Linken Warnrufe schallen. Man muß nicht so weit gehen wie Sahra Wagenknecht, die schon das Schreckensbild einer Zockerbank mit Staatshaftung an die Wand malt. Doch die Aussicht, daß solch ein Zusammenschluß Tausende Arbeitsplätze kosten wird, um das Ganze betriebswirtschaftlich überhaupt sinnvoll zu machen, bietet kaum bessere Argumente. Zumal das erwartete Ergebnis mehr als fraglich ist. Denn beide Kreditinstitute würden im Falle einer Fusion viele Jahre nur noch mit sich selbst beschäftigt sein. Ganz abgesehen davon, daß der ausgerufene Champion im europäischen und internationalen Vergleich weiterhin nur eine Maus wäre.

Mit einer vermuteten Marktkapitalisierung von vielleicht 25 Milliarden Euro käme das vereinigte Institut nicht einmal unter die Top 15 in Europa. Dafür würde dem deutschen Steuerzahler wohl ein kräftig erhöhtes Systemrisiko ins Haus stehen, da solch eine Bank nicht nur den nationalen Wettbewerb schädigen würde, sondern letztlich tatsächlich „too big to fail“ wäre. An dieser Stelle bliebe also zu wünschen, daß dieser Fusions-Spuk möglichst schnell wieder zu den Akten gelegt werden könnte. Die treibende Kraft sollte hierbei wohl die Deutsche Bank sein, die nach wie vor eher der Meinung ist, es alleine aus dem Tal schaffen zu können.