© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/19 / 22. März 2019

Blick in die Medien
Trödel in Endlosschleife
Boris T. Kaiser

Nicht nur politisch wirkt vieles im Fernsehen wie aus einem Guß. Auch die TV-Sendungen selbst scheinen senderübergreifend immer die gleichen zu sein. „Scripted Reality“ mit Laiendarstellern aus dem „normalen Leben“, zahllose Kochwettkämpfe, Erziehungs-Krimis und immer wieder Z-Promi-Zoos, in denen das Prominenten-Prekariat in Camps, Containern oder nackt auf kleinen Inseln weggesperrt wird. 

Ob öffentlich-rechtlich oder privat, ein qualitativer Unterschied oder frische Innovationen sind oft kaum auszumachen. Der Blick scheint starr auf die Einschaltquote gerichtet zu sein. Gesendet wird, was bei der Masse ankommt. Hat ein Format Erfolg, wird es von der privaten Konkurrenz wie innerhalb des Anstalten-Kosmos bis zur absoluten Farblosigkeit kopiert.

Identitätsberaubte verscherbeln die Erbstücke ihrer Vorfahren für wenige hundert Euro.

Aktuellstes Beispiel nach den Gerichts-Shows: Trödel- und Antiksendungen. Hier dürfen Identitätsverunsicherte die teilweise über hundert Jahre alten Erbstücke an den Meistbietenden verscherbeln – Die Pokale des Rennfahrer-Opas, um sich ein E-Bike zu kaufen, die über Generationen vermachte Uhr für wenige hundert Euro für ein kurzweiliges Wochenende. Auf die anspruchsvolle Sendung „Kunst + Krempel“ des Bayerischen Rundfunks, die noch das Bewußtsein für das Hinterlassene schärfte, folgte der Abklatsch: „Bares für Rares“ (ZDF), „Schätze unterm Hammer (Kabel eins), „Die Superhändler“ (RTL), „Der Trödeltrupp (RTL2) und „Der Trödeljäger“ (MDR). Das ist noch lange nicht genug, dachte sich anscheinend der RBB und startete nun mit „Schätzen, bieten, bangen“ in die Flohmarkt-Dauerschleife. Einzige „Erneuerung“: Die Verantwortlichen der Produktionsfirma von Sandra Maischberger schauen „hinter die Kulissen eines Berliner Auktionshauses“.

TV-Macher setzen auf das, von dem sie sicher sind, daß es vom Publikum angenommen und verstanden wird. Viel traut man den Zuschauern anscheinend nicht zu.