© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/19 / 22. März 2019

Umwelt
„Because it’s fun“
Boris T. Kaiser

Es kam wie erwartet: Greta Thunberg wurde für den Friedensnobelpreis nominiert. Die Norweger liegen damit voll im Trend, und die 16jährige Schulschwänzerin ist nur die Spitze eines nicht schmelzenden Eisbergs aus Öko-Influencern. Deren Tätigkeit besteht im wesentlichen daraus, „Content“ für die eigenen Netzwerke zu generieren: möglichst viel auf Facebook, Twitter und Instagram zu posten – eigene Youtube-Clips inklusive. Wer nicht glaubt, daß das Kohle bringt, der kann sich etwa auf den Internetplattformen der Influencerin Lou(isa) Dellert eines Besseren belehren lassen. Für die 27jährige ist es ein lukrativer Beruf. Die Braunschweigerin macht Netzwerbung für „nachhaltige Produkte“. Für einen Instagrampost nimmt sie den Gegenwert eines Golf Diesel – auch wenn Agenturen warnen: „Ey Lou, Du verkaufst Dich echt unter Wert.“

Im Dienste des Klima und Umweltschutzes einen kräftigen CO2-Fußabdruck hinterlassen.

In ihrer Freizeit ist Lou Aktivistin. Springt schon mal in den Flieger, um in L.A. mit Startnummer 19607 ihre vom Sitzen schweren Oberschenkel zu straffen. Oder jettet nach Mallorca, um zu warnen, der dortige Delphin-Park sei „die Hölle für Tiere“. Wenn Lou vor Norwegen Wale beobachtet, paßt sie in Deutschland auf, daß richtig gewählt wird. Zum Beispiel die Grünen von Katharina Schulze. Zur bayerischen Kerosin-Kathi, die gerne Eis in Kalifonien lutscht, dürfte Lou eine seelische Nähe verspüren. Das passende Buch („Mein Herz schlägt grün“) hat sie 2018 schon geschrieben. Es ist diese Mischung aus Dreistigkeit und verlogener Selbstgerechtigkeit, die das Lebensgefühl einer Generation widerspiegelt, die Fahrradfahren predigt und für Flüge bei Atmosfair die Absolution kauft. Ganz nach Gretas Motto, „because it’s fun“, schwirren sie „im Dienste des Klimaschutzes“ herum und hinterlassen dabei einen CO2-Fußabdruck, der vielfliegende Manager vor Neid erblassen lassen dürfte.