© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/19 / 22. März 2019

Haltungsnote
Kinderfrei für die Umwelt
Gil Barkei

Die Zeiten, in denen Kinder als die Zukunft galten, scheinen in Deutschland endgültig der Vergangenheit anzugehören. Seit Wochen zieht die Gymnasiallehrerin Verena Brunschweiger mit ihrem Buch „Kinderfrei statt kinderlos“ durch die deutschsprachigen Redaktionsstuben, um ihr „Manifest“ zu promoten. Hat man die nachwuchsfeindlichen Aussagen anfangs noch als öffentlichkeitswirksame Haudrauf-Taktik eingeordnet, verdichtet sich nun die Gewißheit: die meint das ernst. Für die 38jährige selbsternannte Radikalfeministin ist ein Kind „das Schlimmste, was man der Umwelt antun kann“. Jedes nicht in die Welt gesetzte Kind „bedeutet eine CO2-Einsparung von rund 50 Tonnen im Jahr“. 

Auf das Familienglück verzichten, der Umwelt zuliebe – wie selbstlos. Vielmehr steckten hinter dem Kinderwunsch „oft egoistische und narzißtische Motive“. Kinderfrei zu leben sei dagegen eine „profunde und reflektierte Entscheidung“. Nun kann Frau Brunschweiger ihr Leben gestalten wie sie möchte. Daß jedoch ausgerechnet jemand, der tagtäglich Kinder unterrichtet, in einem Interview vorrechnet, der Erde würde reichen, „wenn wir in Deutschland 38 Millionen statt 80 Millionen wären“, wirkt grotesk.