© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/19 / 22. März 2019

Frisch gepresst

Diesel-Hetzjagd. In einem Punkt hat Holger Douglas nicht recht: Mit dem von deutschen Automanagern abgesegneten EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter fing nicht erst alles an. Es war allein die von der Kohl-Regierung ab 1987 betriebene und erst 2003 beendete massive Verteuerung von Benzin, die Millionen Pkw-Fahrer notgedrungen auf teurere Dieselmotoren umsteigen ließ. Ohne Steuern und Abgaben würde ein Liter Super derzeit 50 Cent kosten – Diesel dagegen 63 Cent. Ansonsten hat der renommierte Technikjournalist eine lesenswerte Chronik der politisch-medial befeuerten Hetzjagd auf Dieselautos geschrieben. Im Mittelpunkt von Douglas’ Buch stehen 33 Tips, was Besitzer von Dieselfahrzeugen und von Fahrverboten Betroffene nun ganz konkret tun sollen – handeln nach dem einstigen Gewerkschaftsmotto: „Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt!“ Der Kauf eines Benziners ist übrigens nur bedingt ein Alternative, denn auch für diese werden Fahrverbote kommen, weil die meist turbogeladenen Einspritzmotoren ein Feinstaub- und CO2-Problem haben. (fis)

Holger Douglas: Die Diesel-Lüge – Die Hetzjagd auf Ihr Auto. Finanzbuch Verlag, München 2019, broschiert, 139 Seiten, 11,99 Euro





Konterrevolution. Während die Revolution 1989 durch den Zusammenbruch des Ostblocks den europäischen Kontinent positiv verändert habe, finden laut Jan Zielonka nun „illiberale Konterrevolutionen“ statt. Der Professor für Europäische Politik an der Oxford University versucht den „Rückzug des liberalen Europa“ zu ergründen. Die wenig überraschenden Hauptverantwortlichen: rechte Bewegungen unter „populistischem Banner“. Diese hätten zwar von den Schwächen der EU und des freien Marktes profitiert, böten aber kein „plausibles Programm für Erneuerung“. Der gebürtige Pole erkennt zwar neoliberale Sackgassen, Verwässerungen sozialer Politik sowie Probleme des EU-technokratischen Elitismus, verrennt sich in seiner detaillierten Analyse der Entwicklungslinien aber in subjektiven Spitzen. So wenn er Politiker wie Nigel Farage als dubios diskreditiert oder von „flüchtlingsfeindlichen Phobien“ in Polen spricht. Zielonka beschwört angesichts kommender chaotischer Zustände eine Renaissance des Liberalismus, bietet aber nur die zur Phrase verkommene offene Gesellschaft. (gb)

Jan Zielonka: Konterrevolution, Der Rückzug des liberalen Europa. Campus Verlag, Frankfurt 2019, broschiert, 208 Seiten, 19,95 Euro