© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/19 / 22. März 2019

Frisch gepresst

Friedrich der Große. Der öffentliche Lärm, den der 300. Geburtstag Friedrichs II. 2012 entfacht hat, ist zwar allmählich verklungen, doch das Interesse am größten Preußenkönig hält sich auf einem respektablen Niveau. Davon zeugt ein stetiger Fluß an Publikationen über diesen „aufgeklärten Absolutisten“ und sein Jahrhundert, unter die sich jetzt auch Tim Blannings neuer biographischer Zugriff einreiht. Der Emeritus, der in Cambridge bis 2009 Neuere europäische Geschichte lehrte, spreche, wie der Verlag stolz wirbt, erstmals die Homosexualität des Königs „ohne Verdruckstheiten“ an. Doch selbst wer solche Politisches durch Privates verdrängende Schlüssellochperspektive liebt, dürfte nach der Lektüre enttäuscht sein. Weder vermittelt Blanning letzte Klarheiten über die homoerotische Orientierung des Herrschers, noch vermag er zu erklären, was dessen Hetero-, Homo- oder womöglich Bisexualität über den Politiker und Kriegsherrn Friedrich wohl verraten könnte. Was bleibt, und das ist bei diesem 700seitigen Opus auch qualitativ nicht wenig, ist das kultur- und mentalitätshistorisch solide fundierte, farbige Bild des friderizianischen Zeitalters. (wm) 

Tim Blanning: Friedrich der Große. König von Preußen. Eine Biographie. C. H. Beck, München 2019, gebunden, 718 Seiten, Abbildungen, 34 Euro





Doppelmonarchie. Der Untergang Österreich-Ungarns ist die vielleicht größte Elegie der neueren Zeit. Zahllose haben sie schon „rezitiert“ – darunter einige der Größten: Schriftsteller, allen voran Joseph Roth, Künstler und natürlich Historiker verewigten dieses ehrwürdigste aller Scheitern. Bedarf es da noch eines weiteren Werkes? Ist nicht schon alles gesagt? Mag sein, aber wem ist es zu verdenken, wenn auch Arne Karsten die Melancholie der „schönen Leich“ zum Nachdenken, Einfühlen und eben Schreiben anregt? Der Historiker und Kunsthistoriker an der Bergischen Universität Wuppertal Arne Karsten präsentiert in „Der Untergang der Welt von gestern. Wien und die k.u.k Monarchie 1911 bis 1919“ seine Sicht dieses Jahrhundertsturzes. Das kann auf zweihundert Seiten natürlich nicht erschöpfend geschehen, bietet aber einen schönen Einstieg oder willkommene Ergänzung. Ein durchaus empfehlenswertes Lesebuch für alle, die noch einmal nachempfinden wollen, wie das Alte schwelgt und dann erschlafft und das Neue gebiert. (mo) 

Arne Karsten: Der Untergang der Welt von gestern. Wien und die k.u.k Monarchie 1911–1919. C. H. Beck, München 2019, gebunden, 202 Seiten, 26,95 Euro