© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/19 / 29. März 2019

Und der Bodo baggert noch
Wahlumfrage in Thüringen: Mehrheit der AfD-Wähler im Freistaat wünscht sich Abgrenzung nach rechts und Regierungsbeteiligung
Björn Harms


Die Ergebnisse der vergangenen Landtagswahl in Thüringen führten zu einem Novum: Zum ersten Mal stellte die Linkspartei in einem deutschen Bundesland den Ministerpräsidenten. Weshalb die von 1990 bis 2014 regierende CDU beim Urnengang am 27. Oktober zwei ehrgeizige Ziele verfolgt: Rot-Rot-Grün die Mehrheit abjagen und stärkste Partei im Freistaat bleiben. Eine schwierige Aufgabe. Denn laut aktueller Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa liegen CDU (27 Prozent), Linkspartei (24 Prozent) und AfD (20 Prozent) nur knapp auseinander.

Doch wie zufrieden sind die Thüringer mit ihrem aktuellen Ministerpräsidenten? Laut Insa-Umfrage für die JUNGE FREIHEIT würden sich bei direkter Wahl des Ministerpräsidenten 37 Prozent der Befragten für Bodo Ramelow entscheiden – erstaunlicherweise auch zwölf Prozent der AfD-Wähler. Beliebt ist Ramelow vor allem bei den über 60jährigen. Hier würden sich 53 Prozent der Befragten für den amtierenden Ministerpräsidenten entscheiden. Lediglich 14 Prozent der Umfrageteilnehmer präferieren den CDU-Landesvorsitzenden Mike Mohring, fünf Prozent AfD-Landeschef Björn Höcke. 28 Prozent wollen keinen der Kandidaten als Ministerpräsidenten, elf Prozent haben keine Antwort parat. Noch deutlicher zeigt sich die Politikverdrossenheit bei den 18- bis 29jährigen. Rund 36 Prozent würden keinen der Vorgeschlagenen wählen, 19 Prozent antworten mit „weiß nicht“.

Ein Viertel der Befragten wünscht sich eine Regierungsbeteiligung der AfD nach der Landtagswahl in Thüringen. Unter AfD-Sympathisanten stimmen 94 Prozent  der Aussage zu. Eine Fundamentalopposition scheint die Wählerschaft abzulehnen. Auch die vergleichsweise hohe Zustimmungsrate unter FDP-Anhängern (37 Prozent) ist bemerkenswert. Gleichzeitig wünschen sich mehr jüngere als ältere Wähler eine Regierungsbeteiligung der AfD. Rund 37 Prozent der 18- bis 29jährigen sprechen sich dafür aus, bei den über 60jährigen sind es 18 Prozent.

Zusätzlich fordert eine Mehrheit von 58 Prozent, daß sich die Thüringer AfD stärker vom rechten Rand abgrenzt. Auch 55 Prozent der AfD-Wähler stimmen der Aussage zu. Neun Prozent aller Befragten finden, die Partei sollte dies nicht tun, unter AfD-Wähler liegt der Wert bei 27 Prozent.