© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/19 / 29. März 2019

Zeitschriftenkritik: Deutsche Sprachwelt
Den Gender-Bogen überspannt
Werner Olles


Die Gender-Wende kommt!“ Davon ist Thomas Paulwitz, Schriftleiter der vierteljährlich in einer Auflage von 25.000 Exemplaren erscheinenden Zeitung Deutsche Sprachwelt (Untertitel: „Die Plattform für alle, die Sprache lieben“), überzeugt. Im Leitartikel der aktuellen Ausgabe (Nr. 75, Frühling 2019) schreibt er, daß sich immer mehr Bürger gegen die ideologisch motivierten Sprachverhunzungen wehren. Ein schlechtes Beispiel gibt die Stadt Hannover. In ihren „Empfehlungen für eine geschlechtergerechte Verwaltungssprache“ schreibt sie inzwischen sogar Gender-Sternchen zwischen Artikeln vor. Leider ist die Landeshauptstadt Niedersachsens kein Einzelfall. So beschloß die Bezirksversammlung in Hamburg-Altona, die zuständige Finanzbehörde aufzufordern, nach dem Vorbild Hannovers eine entsprechende Verwaltungsvorschrift für ganz Hamburg auszuarbeiten.

Tatsächlich hat man jedoch mit diesen Zumutungen den Bogen überspannt, denn immer mehr Bürger haben „die Nase voll von den Sprachverhunzungen durch die Gender-Fanatiker“, schreibt Paulwitz. Die unsäglichen Gender-Sterne werden von vielen Lesern als „Deppenapostrophe in kreisförmiger Anordnung“ verhöhnt. Hinzu kommt, daß für derlei Unsinn von den Behörden Steuergelder verschwendet werden. Daher gibt es im Netz zwei Aktionen, die dazu aufrufen gegen Genderdeutsch zu unterschreiben. Die Unterschriftenaktion „Stop Gendersprache jetzt!“ wirbt unter anderem mit Trigema-Chef Wolfgang Grupp und dem Journalisten und FDP-Politiker Helmut Markwort. Die zweite Aktion unter der Überschrift „Schluß mit dem Gender-Unfug!“ des Vereins Deutsche Sprache (VDS) wurde von der Schriftstellerin Monika Maron und dem ehemaligen Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, initiiert. Sie konnten dafür den Schauspieler Dieter Hallervorden, den Polikwissenschaftler Werner Patzelt und den Unternehmer Werner Kieser gewinnen. Erste Politiker wie die CSU-Staatsministerin Dorothee Bär wagen sich mit der Aussage hervor: „Ich finde das alles total gaga, sowohl das Binnen-I als auch das Gender-Sternchen. Daß man Sprache so verhunzt und vergewaltigt - davon halte gar nichts.“

Mittlerweile schließt auch der Rechtschreibrat eine Empfehlung des Gender-Sterns vorerst aus. Sprachmanipulationen gibt es auch bei den zwangsbeitragsfinanzierten Sendern. Dort ist ein 120.000 Euro teures 89seitiges Gutachten im Umlauf, in dem eine „Sprachforscherin“ empfiehlt, die ARD solle sich auf ihre vermeintliche moralische Überlegenheit stützen. Zwar bezeichnet der Sender das nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Manipulationshandbuch nur noch als „Diskussionsunterlage“, doch tatsächlich geht es darum, daß Freiheit als Gefahr angesehen wird. So lautet ein beispielhafter Slogan in dem Handbuch: „Kontrollierte Demokratie statt jeder wie er will.“ Das läßt nichts Gutes ahnen!


Kontakt: Deutsche Sprachwelt, Postfach 1449, 91004 Erlangen. Das Jahresabo kostet 12 Euro.
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