© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/19 / 29. März 2019

CD-Kritik: Luisa Imorde
Ehrensache
Jens Knorr


Im Winter 1798 trafen in Wien die Komponisten und Pianisten Joseph Woelfl und der drei Jahre ältere Ludwig van Beethoven aufeinander, trugen ihre neuesten Kompositionen vor, improvisierten wechselseitig und vierhändig zusammen. So berichtet es Ignaz von Seyfried.
Die Pianistin Luisa Imorde (*1989) versucht nicht etwa, dieses eine jener bis weit in das 19. Jahrhundert beliebten Klavierduelle zu rekonstruieren, was eh nur noch von musikhistorischem Interesse wäre. Sie vergleicht auch nicht zwei Improvisatoren, sondern führt zwei Komponisten eng. Beide haben Variationen über das Duett „La stessa, la stessissima“ aus Salieris Oper „Falstaff“ geschrieben. Und mehr noch hat der eine eine Sonate précédée d’une Introduction et Fugue geschrieben, deren Form Mozarts Adagio und Fuge für zwei Klaviere KV 546 – Imorde spielt sie mit Jacques Rouvier – und des anderen „Pathétique“ zusammengenommen entspricht: „Und alles in c-Moll. Ihre gescheite Konzeption verfolgt Imorde mit sachlich nüchternem Spiel. Es schärft das Ohr für Gemeinsamkeiten, aber es neutralisiert auch, womöglich in der Absicht, ein Werturteil des Hörers nicht zu präjudizieren, deren Unvereinbarkeiten.
Wieviel Woelfl steckt in Beethoven, wieviel Beethoven in Woelfl und wieviel Mozart und Salieri in beiden? Luisa Imorde moderiert sie alle.

Mozart, Woelfl, Beethoven: L’Affaire d’honneur“ Berlin Classics 2019  www.luisaimorde.de