© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/19 / 29. März 2019

Blick in die Medien
Prüffall WDR
Tobias Dahlbrügge


Schon wieder erwischt! Der WDR hat seine Zuschauer erneut für dumm verkauft – aber aufmerksame Zwangszahler haben den „Fake“ entlarvt. Diesmal trickste der Anstaltssender bei der „Reportage“ namens „Ausgerechnet – Billig-Kreuzfahrt“.

Erst Mitte Januar war aufgefallen, daß in der WDR-Dokureihe „Menschen hautnah“ mehrere der vorgestellten Personen nicht authentisch waren, sondern von denselben Statisten gemimt wurden. Die Kölner entschuldigten sich dafür, daß die angebliche Dokumentation „nicht den journalistischen und redaktionellen Standards im WDR“ entsprach und versprach, „unsere Qualitätssicherung an dieser Stelle verstärken“ zu wollen. Hat wohl irgendwie nicht ganz geklappt.
Abermals bedauert die Anstalt ihre Fehler und verspricht erneut eine kritische Aufarbeitung.
Nun checkte Reporter Daniel Aßmann für den Spottpreis von 333 Euro auf einem Kreuzfahrtschiff ein. Dabei wurde suggeriert, daß Aßmann eine billige Innenkabine bezog und dort für den günstigen Preis auf viel Komfort verzichtete. In einer Szene zeigte er einem älteren Paar „seine“ Kabine, das ganz betreten wirkte ob der spartanischen Behausung im Gegensatz zu deren Luxus-Suite.

Pfiffige Zuschauer verglichen die gezeigten Zimmernummern und stellten fest, daß der Reporter offenbar mitnichten in einem Quartier der Besenkammer-Klasse, sondern in einer hochwertigeren Kabine übernachtete. So viel Realität wollte sich der öffentlich-rechtliche Fernsehonkel dann wohl doch nicht antun.

Nachdem die Entdeckung im Kommentarbereich von Youtube öffentlich wurde, reagierte der WDR und nahm die Sendung aus der Mediathek und löschte sie auch bei Youtube. Die Verantwortlichen bedauerten abermals, einen „falschen Eindruck“ erweckt zu haben, und kündigten wiederum eine „kritische Aufarbeitung“ und „Prüfung“ an. Bis zum nächsten Mal …Ist aber auch zu dumm: Was fällt diesen Zuschauern überhaupt ein, selbst nachzudenken.