© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/19 / 29. März 2019

Frisch gepresst

Rechte Gefahr. Von dem Schweizer Journalisten René Allemann stammt der Ausspruch „Bonn ist nicht Weimar“. Diesem Diktum folgt das Historiker-Quartett in seinemVersuch, „gegenwärtige Herausforderungen klarer herauszuarbeiten“, womit sie „Nationalismus, Rechtspopulismus und Fremdenfeindlichkeit“ meinen. Die hätten derzeit Konjunktur. Dabei führe eine direkte Linie von rechten Nachkriegsbewegungen bis zur AfD. Die Autoren versprechen eine Gegenwartsanalyse anhand historischer Parallelen und explizit keine Streitschrift. Doch ohne wertende Schlußfolgerungen kommt das Werk nicht aus. Es sei eine „gute Nachricht“, daß als Reaktion auf das „Vordringen des Rechtspopulismus in die Mitte der Gesellschaft“ das Bedürfnis nach „demokratischer Standfestigkeit“ gewachsen sei. In acht Kapiteln werden verschiedene Dimensionen rechten Denkens und Schaffens behandelt. Zwar verzichten die Verfasser darin zumeist auf allzu reißerische oder pauschale Einordnungen. Sie blicken aber dennoch mit typisch linken Schablonen auf ihr Anschauungsobjekt. So gestehen sie rechten Strömungen eine positionelle Entwicklung aus inhaltlichen Gründen nicht zu, sondern höchstens aus taktischen. (ls)

Norbert Frei, Franka Maubach u.a.: Zur rechten Zeit. Wider die Rückkehr des Nationalismus. Ullstein Verlag, Berlin 2019, gebunden, 254 Seiten, 20 Euro




Im Waldviertel. Bei Freunden des bizarren literarischen Vergnügens ist sein 2017 erschienener Roman „Die Tanten des Adjutanten“ unvergessen. Nun hat Jurek Haslhofer erneut zugeschlagen. Der neue Roman führt in das nieder-österreichische Waldviertel. Kautzige Gestalten gehen dort auf Schloß Schechenjednitz ein und aus. Eine Jetset-Clique übt sich in Späthippie-Experimenten, während zugleich ein Team aus Computerexperten Großbanken attackiert, um ein neues Finanzsystem im Sinne Silvio Gesells zu fördern. In der Nachbarschaft versuchen sich derweil einige neurechte Siedler zu verwirklichen. Doch in dieser Mischung aus Krimi und Romanze dreht sich das Geschehen nicht nur um freie Liebe und Umsturz. Auch Mord, Entführung und Amtsanmaßung geben dem Geschehen die nötige Würze und skurrile Qualität. Haslhofers Werk wird zudem als Abrechnung mit der Kulturschickeria verstanden. Kultur der etwas anderen Art ist es allemal. (cmw)

Jurek Haslhofer: Aus Staatsraison und anderen Gründen. Arnshaugk Verlag, Neustadt an der Orla 2018, gebunden, 479 Seiten, 26 Euro