© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/19 / 05. April 2019

Lesereinspruch

Es hatte seinen Sinn

Zu: „Machtpoker um eine Sandbank“ von Jürgen W. Schmidt (JF 10/19)

Hier wird der Konflikt zwischen der Sowjetunion und China so dargestellt, als ob es ich um eine ziemlich sinnlose militärische Auseinandersetzung mit vielen Toten um eine unbedeutende Insel im Ussuri (chin.: Wusuli) gehandelt habe. Tatsächlich kam es der chinesischen Führung darauf an, die damalige sowjetische Führung als „neuen Zaren“, also Fortsetzer der imperialistischen zaristischen Politik gebenüber China vorzuführen, welches unter dem Druck des zaristischen Rußlands einst über 1,5 Millionen Quadratkilomenter an den russischen Zaren verloren hatte. Dabei betrachtete sich China, anders als Ihr Autor schreibt, noch keineswegs als „Großmacht“, sondern nach wie vor als Entwicklungsland, und damit als Bestandteil der Dritten Welt und führendes Land der Blockfreienbewegung. 

Für die chinesische Parteiführung ging es bei diesem Konflikt mit den „neuen Zaren“ darum, sich als führende Kraft der Dritten Welt zu profilieren, die auch vor dem Konflikt mit einer Supermacht nicht zurückschreckt und sich nicht einschüchtern läßt. Um eine bloße Sandbank ging es also keineswegs.

Heinz Severitt, Goslar