© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/19 / 05. April 2019

Energiewende, Netzausbau und Klimarettung haben ihren Preis
Strom so teuer wie noch nie
Jörg Fischer

Wie kommt man mit überschaubarem Werbeetat dennoch in die Schlagzeilen? Man verschickt wie die Münchner Check 24 GmbH eine Pressemitteilung mit der Überschrift „Strom- und Gaspreise im ersten Quartal 2019 auf Rekordniveau“. Fünf Tage später legt die Heidelberger Verivox GmbH nach: „Neuer Höchststand – Strompreise steigen weiter.“ Die Nachrichtenagentur dpa greift dies auf – und alle Medien berichten.

Wenn die Verbraucher nun via Check 24 oder Verifox einen Strom- anbieterwechsel vollziehen, hat das Marketing alles richtig gemacht. Wird dabei auch das Konto oder der Versicherer gewechselt, um weitere Euro zu sparen, fließen die Provisionen für die Vergleichsportale noch üppiger. Doch daran, daß Deutschland mit Dänemark um die weltweit höchsten Strompreise wetteifert, ändert das nichts. Im Schnitt kostet eine Kilowattstunde laut Verifox derzeit 29,42 Cent. In Frankreich sind es – auch wegen der Gelbwesten – zehn bis zwölf Cent weniger. Und dank des Klimaskeptikers Donald Trump können selbst Mindestlöhner in den meisten US-Bundestaaten wenigstens ihre Stromrechnung noch bezahlen.

Unter dem grünen Umweltminister Jürgen Trittin kostete die „Förderung erneuerbarer Energien“ einen Haushalt tatsächlich nur „so viel wie eine Kugel Eis“. Dank Union, SPD und FDP sind es heute bei 3.500 Kilowattstunden Jahresverbrauch monatlich 22,23 Euro – weitere Abgaben nicht mitgerechnet. „Atom- und Kohleausstieg, Elektromobilität, Netzausbau und immer mehr erneuerbare Energien: Angesichts der großen Herausforderungen, vor denen das deutsche Stromsystem steht, müssen Verbraucher sich auch mittel- bis langfristig auf weiter steigende Strompreise einstellen“, prognostiziert Verifox. Doch da hilft kein Anbieterwechsel, sondern nur eins: Bei den nächsten Wahlen jenen Parteien die Stimme verweigern, die zusätzlich zur teuren Energiewende auch noch eine „Bepreisung der Treibhausgasemissionen“ für unvermeidlich halten (JF 14/19).